065 Vom Angraben, von Pegelverläufen und von Eicheln in Butterbrottüten

Die Jahrestagung im Sonderausstellungsraum des Archäologischen Landesmuseums ist gut besucht. Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Auch in diesem Jahr präsentierte die Brandenburgische Landesarchäologie spannende Ergebnisse aus dem Vorjahr. Wir haben uns unter die 200 Besucher:innen gemischt, den Vorträgen gelauscht, anregende Gespräche in der Kaffeeschlange geführt und uns die neuesten archäologischen Publikationen zeigen lassen.

Von mesolithischen Artefakten aus Feuchtböden bis zu einem Zwangsarbeitslager aus der Zeit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft reichte das Spektrum der Themen, die im zum Tagungsraum umgestalteten Sonderausstellungssaal des Archäologischen Landesmuseums vorgestellt wurden.

Der Jahresfilm “Momentaufnahmen 2024” von Thomas Claus hatte am Donnerstag nach den Begrüßungsworten von Franziska Hammer, Referatsleiterin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Steffen Scheller, Oberbürgermeister von Brandenburg an der Havel, und Prof. Dr. Franz Schopper, dem brandenburgischen Landesarchäologen, Premiere. Der Film ist auf dem YouTube-Kanal des BLDAM abrufbar.

Eine Auswahl der Vorträge finden Sie in der Pressemappe zusammengestellt.

Die Gespräche führte Anne-Marie Graatz, Pressesprecherin am BLDAM.

Kleines Lexikon:

Fund: Beweglicher Gegenstand. Funde sind Sachen, Mehrheiten von Sachen, Teile oder Spuren von Sachen, von denen anzunehmen ist, dass es sich um Denkmale handelt.

Befund: Abgegrenzte Bodenverfärbungen, Bereich in dem die Funde liegen.

Prospektion: Geländebegehung zur Erfassung archäologischer Objekte und Strukturen.

Wandgräbchen: Bei Ausgrabungen entdeckte schmale Gräben, die von Holzwänden herrühren.

Makroreste: Pflanzliche und tierische Überreste, die mit dem bloßen Auge unterschieden werden können.

Stratigraphie: Beschreibung zeitlich aufeinanderfolgender Schichten und Formationen.

Pürckhauer: Hohlmeißelbohrer), der mit einem Hammer in den Boden geschlagen wird. Damit kann der Bodenaufbau untersucht werden.

Doppelkonus: Gefäß mit schmalem Boden, breitem geknickten Gefäßkörper und schmaler Öffnung.

Sondage: Ein ausgegrabener Schnitt/ Gebiet.

Silex: Feuerstein

Vorrömische Eisenzeit: 8. Jahrhundert v. Chr. bis um Christi Geburt

Völkerwanderungszeit: Bezeichnet die Phase zwischen dem späten 4.. und dem 8. Jahrhundert n. Chr., in der es in Europa umfangreiche Migrationsbewegungen gab.

Slawenzeit: Zeit der slawischen Besiedlung, in Brandenburg seit um 700 n. Chr. In der archäologischen Epocheneinteilung endet die Slawenzeit mit der Einwanderung westlicher Siedler östlich der Elbe seit der Mitte des 12. Jahrhunderts. Allerdings verschwanden die Slawen nicht, es gibt bis heute slawische Bevölkerungsanteile in Brandenburg (Sorben und Wenden).

C14-Datierung: Radiokarbondatierung. Anhand des radioaktiven Zerfalls des Kohlenstoffisotops 14 kann das Alter von organischem Material bestimmt werden.

064 Wenn der Wind weht

Denkmalgeschützte Windkraftanlagen bei Schünow, Landkreis Teltow-Fläming. Foto: Viviane Taubert, BLDAM

Was haben Schlösser, Gärten oder Grabhügel und Windkraftanlagen gemeinsam? Sie sind alle Denkmale des Landes Brandenburg. Ende 2023 wurden zwei Windkraftanlagen unter Denkmalschutz gestellt und als technische Denkmale und Zeugnisse des beginnenden Windkraftausbaus der frühen 1990er Jahre in die Denkmalliste aufgenommen. Brandenburg ist damit deutschlandweit das erste Bundesland, welches Windrädern den Denkmalstatus verleiht.

Es handelt sich bei den beiden Anlagen um zwei Exemplare vom Typ Enercon E-33, die im Jahr 1993 in Betrieb genommen wurden und in Schünow (bei Zossen) im Landkreis Teltow-Fläming stehen. Vom ehemaligen ersten Windpark Brandenburgs sind heute nur noch diese beiden Windkraftanlagen erhalten, die im Jahr 1992 von einem Privatunternehmer geplant wurden.

Sie haben eine Nabenhöhe von 38 Metern und einen Rotordurchmesser von 33 Metern, damit sind sie wesentlich kleiner als heutige Anlagen. Nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl stieg die Sensibilisierung und die Notwendigkeit umweltverträglicher Energieerzeugung, auch in der DDR entsprechende Entwicklungen zu verfolgen, an. Inzwischen werden die beiden Windenergieanlagen durch den Verein WindKraft Arche e.V. betreut, da sie nach Ablauf ihrer 30-jährigen Betriebserlaubnis nicht mehr für die kommerzielle Stromerzeugung genutzt werden können.

Im Gespräch mit Dr. Viviane Taubert, Fachreferentin für Technik- und Industriedenkmalpflege am BLDAM, erfahren wir etwas über die technischen und denkmalfachlichen Besonderheiten der Windkraftanlagen, über die Entwicklung der Energiegewinnung, und die zukünftige Nutzung der Anlagen. Das Gespräch führte Anne-Marie Graatz, Pressesprecherin am BLDAM.

062 Baugebundene Kunst der DDR – Gespräch mit Rainer Krauß

Wandmosaik von Walter Womacka im Treppenhaus des Rathauses im Wohnkomplex II in Eisenhüttenstadt. Foto: H. G. Hiller von Gaertringen

Baugebundene Kunst der DDR rückt, wie viele Themen der jüngeren Kunst- und Architekturgeschichte, in den letzten Jahre verstärkt ins Interesse der Denkmalpflege. Das BLDAM widmete sich dem Thema mit einem umfangreichen Erfassungsprojekt, das in den kommenden Jahren weitergeführt wird.

In dieser Folge der DENKMALZEIT spricht die Dezernatsleiterin Inventarisation des BLDAM, Dr. Christine Onnen, mit dem Kunsthistoriker Rainer Krauß. Rainer Krauß studierte Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er war nach dem Studium zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Kunstsammlungen Weimar, von 1981 bis 1986 Mitarbeiter am Institut für baugebundene Kunst „Mon Bijou“ der Kunsthochschule Berlin Weißensee und danach Direktor der Kunstsammlungen Weimar.

Willi Sitte, Relief „Geschichte der Arbeiterbewegung“, 1965, Cottbus, Berliner Platz 1, Foto D. Möller, BLDAM

Im Institut für baubezogene Kunst hatte Krauß die Möglichkeit, sich mit den Künstlern während ihres Schaffensprozesses auszutauschen und die Entstehung der Kunstwerke direkt mitzuerleben.

Besonders großflächige baubezogene Kunst entstand im Entwurf, in der Regel im Maßstab 1:10, und wurde von darauf spezialisierten Künstlern oder auch Kunsthandwerkern am Bau umgesetzt. Die entwerfenden Künstler waren in den Umsetzungsprozess insofern eingebunden, dass sie jeweils überwachten, ob die Kunstwerke in ihrem Sinne umgesetzt wurden.

Signatur Walter Womackas auf dem Wandmosaik im Treppenhaus des Rathauses im Wohnkomplex II in Eisenhüttenstadt. Foto: H. G. Hiller von Gaertringen

Rainer Krauß lernte im Institut zahlreiche bedeutende Künstler, wie Walter Womacka, den Rektor der Kunsthochschule Weißensee und Leiter des Instituts, aber auch Heinrich Tessmer, Dieter Gantz, Arno Mohr und andere kennen.

Über seine Zeit im Institut für baubezogene Kunst, die Zusammenarbeit mit den Künstlern und die sich im Laufe der Jahre ändernde politische Einflussnahme auf die Kunstproduktion berichtet Rainer Krauß in diesem Gespräch.

Links zum Thema

Walter Womacka beim Goethe-Institut

Walter Womacka

Walter Womacka beim Art-Center Berlin

Wanderausstellung 70 Jahre Kunst am Bau

061 Backstage im Denkmalfachamt

„Haus 2“ des BLDAM in Wünsdorf. Foto: BLDAM

Rauschende Kaffeemaschinen, rauchende Köpfe und regionales Kulturerbe – es ist Montag im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege. Zum Jahresende präsentieren wir dieses Mal unsere Kolleg*innen, die Menschen hinter den Denkmalen und ihre Denkmalgeschichten. Was begeistert die Mitarbeiter*innen des BLDAM an der Arbeit mit Denkmalen, welche sind ihre Lieblingsobjekte und was wünschen sie sich für die Zukunft? Wir haben uns auf Spurensuche begeben, von der Archäologischen Denkmalpflege über die Verwaltung, IT, bis zur Bau- und Kunstdenkmalpflege und dem Archäologischen Landesmuseum.

Zwischen den Häusern in Wünsdorf. Foto: BLDAM

Die Gespräche führte Anne-Marie Graatz, Pressesprecherin am BLDAM. Gesprächspartner*innen sind die Mitarbeiter*innen des BLDAM.

Das Büro des Landeskonservators. Foto: BLDAM

Lieblingsdenkmale in Brandenburg:

Kloster Chorin, Landkreis Barnim

Das Archäologische Landesmuseum in Brandenburg an der Havel, ehemaliges Paulikloster

Hügelgräberfeld „Schweinert“, Landkreis Elbe-Elster

Burgwall Lossow, Frankfurt (Oder)

Die Stadt Nauen, Landkreis Havelland

Burgberg von Lebus, Landkreis Märkisch-Oderland

Die Parklandschaft in Rheinsberg, Landkreis Ostprignitz-Ruppin

Stadtwüstung Freyenstein, Landkreis Ostprignitz-Ruppin

Der Einsteinturm in Potsdam

Das „Königsgrab“ von Seddin, Landkreis Prignitz

Ehemalige Kasernen in Wünsdorf, Landkreis Teltow-Fläming

Kirche in Nonnendorf, Landkreis Teltow-Fläming

Stadt Luckenwalde, moderne Bauten der 1920er-Jahre, Landkreis Teltow-Fläming

Burgturm Stolpe, Landkreis Uckermark

Das älteste Gräberfeld Deutschlands bei Groß Fredenwalde, Landkreis Uckermark

Ich liebe sie alle

Lieblingsdenkmale weltweit:

Göbekli Tepe, Fundplatz aus dem frühen Neolithikum (Jungsteinzeit), Türkei

Pyramiden von Gizeh, Ägypten

059 Willst Du abkratzen?

Auf Ausgrabung mit dem Referat Großvorhaben

Die Grabungsfläche in Neurosow (UM). Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Vom Scherbenjackpot bis zum Abkratzen: Ausgraben kann alles sein – kalt, überraschend, matschig, und humorvoll, nur eines nicht: langweilig. Wir waren mit dem Referat Großvorhaben auf Ausgrabung in Neurosow, in der Uckermark, und haben die Archäolog*innen, Grabungstechniker*innen, Vermesser*innen und Arbeiter*innen bei ihrer Arbeit beobachtet, standen mit ihnen im Regen und kratzten uns gemeinsam Schicht für Schicht durch die lehmige Erde.

Wie sieht das Leben einer Archäologin aus? Was ist der Unterschied zwischen Funden und Befunden? Was ist eine Blockbergung? Warum gräbt man aus und wie geht man dabei vor? Das zehnköpfige Grabungsteam, welches sich langsam aber sicher „Spezialeinheit der LBK“ (Linienbandkeramik) nennen könnte, gräbt seit Mitte April in dem kleinen Ort nahe der polnischen Grenze aus. Der Fundplatz hat aufgrund der gefundenen Linienbandkeramik besondere Bedeutung. Das Besondere an der LBK in der Uckermark ist, dass sie hier nicht so oft vorkommt.

Die Archäologin Claudia Hartung bei der Dokumentation von Befunden.
Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Insgesamt wurden drei verschiedene Zeitschichten entdeckt: Die Linienbandkeramik, die Eisenzeit und die Slawenzeit, also von 5600 v. Chr. bis ca. 600 n. Chr. Mehrere Grubenkomplexe und mindestens zwei Häuser wurden ausgegraben, was für einen Siedlungsplatz spricht. Woher die Menschen der Linienbandkeramik kamen, wie man auch bei Minusgraden ausgräbt und welches Tier, den Grabungsfortschritt regelmäßig kontrolliert, erfahrt ihr in dieser Podcastfolge.

Die Gespräche führte Anne-Marie Graatz, Pressesprecherin am BLDAM. Gesprächspartner:innen sind die Archäologin Claudia Hartung, der Archäologe Dr. Ralf Lehmphul und die Restauratorin Anna Gürschner-Vidart.

054 Denkmalpflege und erneuerbare Energien

Sichfeldsimulation der Wirkung geplanter Windenergieanlagen auf die Gutspark und Gutshaus Damitzow (Lkr. Uckermark) umgebende Landschaft. Foto und Visualisierung: T. Volkmann, BLDAM

Denkmalschutz und Denkmalpflege bewahren unser kulturelles Erbe und stehen dabei immer mit anderen gesellschaftlichen Belangen und Interessenkonflikten in Interaktion. Mit dem zunehmenden Klimawandel in den letzten Jahren, der auch direkt auf die Denkmale einwirkt, muss die Denkmalpflege auf die neuen Anforderungen im Rahmen der Klimakrise reagieren. Klimabedingte Schäden an Denkmalen sind schon seit Jahren Thema. Besonders stark betroffen sind die Gartendenkmale, sodass das Land Brandenburg ein Programm zur Erfassung von Schäden und zur Schaffung von Lösungskonzepten aufgestellt hat.

Eisenhüttenstadt, Bahnhofstraße 90, Nebengebäude mit Solarziegeln der Firma Jacobi Walther (Autarq). Foto: M. Wehlisch

Denkmalschutz ist Klimaschutz. Durch die Novellierung des Denkmalschutzgesetzes im Jahr 2023 wird das deutlich. Ziel ist es, eine Bevorzugung der schadstoffarmen Energieerzeugung zu erreichen. Zusätzlich wird die Auslegung des Spannungsfeldes, welches Denkmale in der Gesetzgebung im Hinblick auf die EU-Richtlinien und Bundesrichtlinien haben, geklärt. Dabei bleibt die Einzelfallprüfung weiterhin notwendig und der Umgebungsschutz rückt als bedeutendes Kriterium der Denkmalpflege noch weiter in den Fokus. Bei der Planung von Windenergieanlagen dient eine Liste von 65 Denkmalen, bei denen eine Prüfung des Umgebungsschutzes vorgenommen wird, als Grundlage. Denkmale außerhalb dieser Übersicht sind nicht betroffen, bei ihnen erfolgt keine Überprüfung. Die vom BLDAM entwickelte Liste wird regelmäßig aktualisiert. Als Beispiele für Denkmale mit einem besonderen Umgebungsschutz können das Kloster Chorin, die Stadt Brandenburg an der Havel und das Schloss Fürstlich Drehna mit Parkanlage genannt werden.

Beispiele denkmalgerechter und problemlos genehmigungsfähiger Anbringung von Solarpaneelen bei Denkmalen. Arbeitsmaterialien zur Denkmalpflege in Brandenburg 4, 2023. Zeichnungen: T. Krause, BLDAM

Vor dem Hintergrund des Erneuerbare-Energie-Gesetzes (EEG) hat das BLDAM ein Heft zu Photovoltaikanlagen herausgegeben, welches eine grundsätzliche Einführung in das Thema ermöglicht und als erste Handreichung zu “Solaranlagen in der Baudenkmalpflege” für die Antragstellung dient und hier heruntergeladen werden kann. Entgegen der öffentlichen Meinung waren schätzungsweise weit über 90% der Anträge von Photovoltaikanlagen auf Denkmalen genehmigungsfähig und wurden bewilligt. Einzelne Nachbesserungen erfolgten mit Unterstützung der Denkmalpflegebehörden. Zukünftige Forschungsabsichten zu Solaranlagen in Denkmalbereichen, wie ganzen Stadtanlagen, sollen gemeinsam mit Kommunen, Gemeinden und Städten entwickelt und weitergeführt werden, damit eine denkmalgerechte und nachhaltige Energieentwicklung erreicht werden kann.

Im Gespräch mit Dr. Andreas Salgo, Referatsleiter der Baudenkmalpflege am BLDAM, erfahren wir, was Denkmalschutz und Denkmalpflege mit dem Klimaschutz zu tun haben, insbesondere die Vereinbarkeit von Denkmalen mit Windkraftanlagen und Solaranlagen und lernen die Liste der Denkmale mit besonderem Raumbezug kennen. Das Gespräch führte Dr. Christof Krauskopf, Pressesprecher des BLDAM.

Transkript der Folge zum Nachlesen

Weiterführende Links

Solaranlagen in der Baudenkmalpflege. Arbeitsmaterialien zur Denkmalpflege in Brandenburg 4, 2023

Gesetz über den Schutz und die Pflege der Denkmale im Land Brandenburg (Brandenburgisches Denkmalschutzgesetz – BbgDSchG)

Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur über die denkmalrechtliche Erlaubnisfähigkeit von Anlagen zur Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien (VV EED)

Fragen und Antworten zu Windenergieanlagen

Aufabenstellung zur Ermittlung der Auswirkung von Windenergieanlagen auf Denkmal mit besonderem Raumbezug

Karte Denkmale mit besonderem Raumbezug

Geodaten zu Denkmalen mit besonderem Raumbezug (download als komprimierter Ordner)

Weitere Informationen zu Windenergieanlagen

052 Ein „Holodeck“ im Archäologischen Landesmuseum

Eingangsfolie des Archäoskops im Archäologischen Landesmuseum Brandenburg.
Foto: T. Burgert, Brandenburg

Das Archäoskop ermöglicht es Besucherinnen und Besucher des Archäologischen Landesmuseums, auf eindrückliche Weise in vergangene Welten einzutauchen. Mit einer raumgreifenden künstlerischen Medieninstallation wurde eine Art „Holodeck“ entwickelt – ein Erlebnisraum, der mithilfe digitaler Komponenten einen neuen Vermittlungsansatz für verschiedene Zielgruppen des Museums schaffen soll. Besucher*innen tauchen in die Geschichte ein, sind in dem elipsoiden Projektionsraum von Geschichte umgeben und erleben eine faszinierende Reise durch 130 000 Jahre Natur- und Kulturgeschichte. Die Präsentation bietet einen spannenden, atmosphärischen Einstieg in die Dauerausstellung.

In der Podcastfolge unterhält sich Dr. Christof Krauskopf, Pressesprecher des BLDAM, mit Direktor Prof. Dr. Franz Schopper.

Blick in den Sonderausstellungsraum während des Aufbaus des Archäoskops.
Foto: T. Burgert, Brandenburg

Im „Holodeck“. Foto: T. Burgert, Brandenburg

Mehr zum Archäoskop

Öffnungszeiten und Ticketpreise des Archäologischen Landesmuseums Brandenburg

Das Archäoskop im Archäologischen Landesmuseum Brandenburg wurde durch die Bundesbeauftrage für Kultur und Medien im Rahmen des Programms „Neustart Kultur“ gefördert.

Transkript der Folge zum Nachlesen

051 70 Jahre Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam

Das Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam (MUFP) hatte in diesem Jahr 70jähriges Gründungsjubiläum. Unter dieser Bezeichnung existiert es zwar nicht mehr, es ist aber die Vorgängerinstitution des Archäologischen Landesmuseums Brandenburg (ALB). Die archäologische Sammlung des Brandenburgischen Landesamts für Denkmalpflege, zu dem das ALB heute gehört, geht auf die Sammlung des MUFP zurück.

Seit 1953 betrieb das MUFP in erster Linie die archäologische Denkmalpflege in drei Bezirken der DDR: Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus. In der DDR hatte man die ursprünglichen Länder aufgelöst und eine Bezirksgliederung eingeführt. Die drei Bezirke entsprachen jedoch in etwa dem Land Brandenburg.

Erster Dienstsitz des Museums
im Garagenhaus des „Neuen
Gartens“ in Potsdam und erster
Dienstwagen (rechts). Foto: Archiv BLDAM

Einen Museumsbetrieb gab es anfänglich noch nicht. Das war bereits aus räumlicher Sicht nicht möglich. Die erste Direktorin, Dr. Sieglind Kramer, saß mit einer Mitarbeiterin, der Sekretärin Charlotte Schulz, in zwei Büros. Nicht einmal einen eigenen Haushalt gab es in der Anfangszeit. Nach und nach kamen weitere Mitarbeiter*innen dazu, mittlerweile im sogenannten Garagenhaus am Neuen Garten in Potsdam. Die Tätigkeit beschränkte sich weiterhin auf die Denkmalpflege.

Umschlag des ersten Bandes der „Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam“ von 1962

Eine Dauerausstellung wurde erst möglich, nachdem man 1963 Schloss Babelsberg in Potsdam bezogen hatte. Das Schloss mit seinen 45 Räumen wurde nach und nach „gefüllt“, zuletzt saß man erneut beengt mit 55 Mitarbeiter*innen in der neogotischen, hinsichtlich der internen Kommunikationswege schwierigen Architektur.

Schloss Babelsberg, seit 1963 Dienstsitz des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam. Foto: D. Sommer, BLDAM

Nach der Wiedervereinigung musste, nach organisatorischen Umstrukturierungen, zuerst die Dauerausstellung aus baulichen Gründen geschlossen werden. Die denkmalpflegerische Arbeit ging auf der Basis eines neuen Denkmalschutzgesetzes und mit neuer Leitung weiter. Der Nachfolger von Sieglind Kramer war seit 1965 Dr. Bernhard Gramsch gewesen. Er wechselte auf den Posten eines Referatsleiters, neuer Direktor und Landesarchäologe wurde Prof. Dr. Jürgen Kunow.

Blick in die Dauerausstellung in Schloss Babelsberg. Foto: D. Sommer, BLDAM

Es sollte bis zum Jahr 2008 dauern, bevor eine neue Dauerausstellung eröffnet werden konnte. Zwischenzeitlich war Prof. Kunow nach Nordrhein-Westfalen gewechselt und an seine Stelle, als Landesarchäologe und stellvertretender Direktor des 1999 entstandenen Landesamts für Denkmalpflege und archäologischen Landesmsuems, war 2004 Prof. Dr. Franz Schopper gerückt. Ihm kam die Aufgabe zu, das bereits in Planung befindliche Archäologische Landesmuseum im Dominikanerkloster in Brandenburg an der Havel einzurichten. Gleichzeitig trat 2004 ein geändertes Denkmalschutzgesetz in Kraft, das die Arbeit der Fachbehörde, besonders hinsichtlich der archäologischen Arbeit, änderte, während der Personalbestand seit dem Jahr 2000 kontinuierlich sank.

Das Archäologische Landesmuseum im Dominikanerkloster in Brandenburg an der Havel. Foto: C. Krauskopf, BLDAM

Im Jahr 2011 übernahm Prof. Schopper den Posten des Direktors und seit einigen Jahren erholt sich der Personalbestand, so dass einige Bereiche, etwa die Betreuung der ehrenamtlichen Bodendenkmalpflege und auch der Forschung, personell besser bedient werden können.

Über die 70jährige Geschichte der archäologischen Denkmalpflege und des Museums, die Entwicklung seit 1990, den derzeitigen Stand und die Zukunftsaussichten unterhält sich in dieser Folge der DENKMALZEIT Dr. Christof Krauskopf mit Dr. Bernhard Gramsch und Prof. Dr. Franz Schopper.

Weiterführende Links

Informationen zu Dr. Sieglind Kramer.

Liste der „Vertrauensmänner für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer“ und Landesarchäologen auf wikipedia.

Archäologisches Landesmuseum Brandenburg

Aufgaben des Brandenburgische Landesamts für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums

Weiterführende Literatur

Sieglind Kramer: Die Entwicklung der Bodendenkmalpflege in Brandenburg. In: Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam 1, 1962, 5-15.

Horst Geisler: Sieglind Kramer 13.9.1914-12.1.1965. In: Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam 3, 1964, 198-199.

Jürgen Kunow: Das Brandenburgische Landesmuseum für Ur- und Frühgeschichte. In: Nicht nur Sand und Scherben … Archäologische Entdeckungen im Land Brandenburg von der Steinzeit bis zum Mittelalter. Potsdam 1994, 16-18.

Thomas Kersting/Franz Schopper: Die Brandenburger Landesarchäologie. Zukunft für Vergangenheit. In: Die Mark Brandenburg. Zeitschrift für die Mark und das Land Brandenburg 107: Archäologie in der Mark. Berlin 2017, 2-11.

050 „Alles im Fluss“ – Denkmalgeschichten aus Frankfurt an der Oder

In dieser Folge der DENKMALZEIT spricht Julia Gerber (BLDAM, Pressesprecherin) mit der Restauratorin Dorothee Schmidt-Breitung über ihr Kinderbuch „Alles im Fluss. Die Marien- und Gertraudenkirche in Frankfurt (Oder)“, erschienen Anfang 2023 im Hinstorff-Verlag, herausgegeben vom BLDAM. Die Autorin erzählt von der Idee, dem Konzept und der Entstehung des Kinderbuches und gibt. Sie gibt spannende Einblicke in die Geschichten des Buches und das dort auf vielfältigste Weise vermittelte Wissen.

Auf der Walz. © Waltraud Johne / Hinstorff Verlag / BLDAM

„Alles im Fluss“ erzählt nicht nur etwas über den Bau der Marienkirche in Frankfurt (Oder) und ihre Kunstwerke – die heute größtenteils in der St. Getraudkirche zu bestaunen sind – sondern auch ganz viel über die Geschichte der Stadt, über Handwerkstechniken, über christliche Bräuche oder auch über das Leben im Mittelalter. Durch die Augen von Personen vieler verschiedener Generationen und ihrem jeweiligen Handwerk erfahren wir Geschichte über 750 Jahre hinweg. Die Menschen im Buch sind durch die Gebäude und Objekte miteinander verbunden. Es beginnt mit Jakob dem Älteren, der als Tuchmachergeselle auf der „wilden Oder“ im Jahr 1263 nach Frankfurt reist und dort auf die große Baustelle der Marienkirche trifft. Und es endet mit der jungen Hanna, die im Jahr 2023 hilft, den Altar der Marienkirche zu restaurieren.

Der eingmauerte Altar. © Waltraud Johne / Hinstorff Verlag / BLDAM

 „Zusatzportionen“ bieten weitere Hintergründe und Fachwissen, ein praktischer Teil lädt die jungen Leser*innen zum eigenen Kreativwerden und genauen Hinsehen ein. Es geht um die Vermittlung von Baukultur, von kulturhistorischen Werten, die sich in den Dingen, in den Gebäuden und ihrer Ausstattung wiederfinden lassen. Es geht um die Entdeckung der Geschichte vor der eigenen Haustüre.

Alles im Fluss“ beim Hinstorff-Verlag.

„Alles im Fluss. Die Marien- und Gertraudenkirche in Frankfurt (Oder)“

Ab 8 Jahre

Texte: Dorothee Schmidt-Breitung
Illustrationen: Waltraud Johne
Gestaltung: Dorothea Johne
Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum (Hrsg.): DENKMALGeschichten Nr. 2
80 Seiten, durchgehend illustriert
Hinstorff Verlag, Rostock 2023
ISBN 978-3-356-02438-8

Die Autorin bietet denkmalpädagogische Workshops für Schülerinnen und Schüler aus Frankfurt (Oder) an. Bei Interesse, bitte melden unter:
d.schmidt-breitung@gmx.de

„Alles im Fluss“ ist der zweite Band in der Kinderbuchreiche DENKMALGeschichten. Bereits 2019 stellte „Der Geschmack von Rost und Kohle“ einer jungen Leserschaft die Geschichte der Brikettfabrik Louise in Elbe-Elster vor.

049 Bernau bei Berlin: Die Stadt, die Kirche und die SED-Siedlung

Die Bernauer Marienkirche zwischen der Neubebauung der 1980er Jahre. Foto: C. Krauskopf

Die Stadt, nördlich von Berlin im Landkreises Barnim gelegen, kann nicht nur mit ihrer schnellen Anbindung an die Hauptstadt glänzen, sondern vor allem mit ihren spannenden Denkmalen vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Der 1230 gegründete Ort hat es zu DDR-Zeiten geschafft, die mittelalterliche Stadt- und Straßenstruktur zu erhalten. Die wichtigsten historischen Gebäude blieben erhalten, ein großer Teil der Altstadtbebauung wurde jedoch durch Plattenbauten ersetzt. Das größte und vornehmste Denkmal ist die 1519 geweihte St. Marienkirche. Sie ist eine der größten und bedeutendsten Stadtpfarrkirchen der Mark Brandenburg und besitzt eine reiche Ausstattung von vor- und nachreformatorischer Zeit.

Bernau, Brandenburg. Wohnblock in Ecklage zwischen
Brüder- und Parkstraße von Wilfried Stallknecht und Kollektiv, 1979-89.
Foto: A. Jeserigk, BLDAM

Die Bernauer Denkmale erstrecken sich aber nicht nur über die Kernstadt, sondern auch über die angrenzende Kommune hinaus. So findet man im Norden ein ganz besonderes Denkmal, die ADGB-Schule, die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes. Das Bauwerk zählt seit 2017 zum Bauhaus-UNESCO-Weltkulturerbe und wurde 1930 von den Architekten Hannes Meyer und Hans Wittwer und Studierenden des Bauhauses entworfen. In den 1950er Jahren baute der Architekt Georg Waterstradt, welcher vom Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) der DDR beauftragt war, das Gebäude um. Das Gebäude vereinigt in sich zwei wichtige Zeitepochen: Die 1930er- und die 1950er Jahre, welche beide ihre architektonischen Qualitäten besaßen. Anfang der 2000er Jahre wurde die ehemalige Bundesschule umfangreich saniert und rekonstruiert sowie im Jahr 2022 ein modernes Besucherzentrum eingeweiht.

In der ADGB-Schule in Bernau. Foto: A. Niemann, BLDAM

Ein weiteres herausragendes Denkmal für diese Region ist die Waldsiedlung. Ab 1958 erbaut als Schutzraum für das Politbüro der SED, die sich nach dem 17. Juni 1953 in Pankow nicht mehr sicher fühlte. Anfang der 1990er Jahre sprach man der Siedlung noch den Denkmalwert ab. Nach einer erneuten Prüfung im Jahr 2017 wurde die Entscheidung revidiert. Ausschlaggebend waren dafür die qualitätsvolle Gartengestaltung, die dort präsentierten Kunstwerke bekannter zeitgenössischer Künstler und die Freiräume in der Siedlungsgestaltung. Die Grundstruktur der Gebäude ist erhalten geblieben. Es gibt Überlegungen der Stadt, einzelne Häuser Besucher:innen zugänglich zu machen, wie zum Beispiel das Walter Ulbricht-Haus.

Die Turnhalle der ADGB-Schule in Bernau. Foto: J. Wiese, BLDAM, 2018

Und noch ein historisch bedeutender Ort gehört zur Stadt Bernau: Das Pfarrhaus in Lobetal hat durch das Ehepaar Honecker, das vom 30. Januar bis 3. April 1990 dort Asyl suchten, seine eigene und besondere Denkmalgeschichte.

Über alle diese Themen und einiges mehr sprechen in der Podcastfolge der Bernauer Bürgermeister André Stahl und der brandenburgische Landeskonservator Prof. Dr. Thomas Drachenberg.

Weitere Links:

Film zur ADGB-Schule in Bernau

Publikation zur ADGB-Schule in Bernau