038 Spendenaktion 2022 – Ausstattung der Dorfkirche Blumenow

Viel konnte in den vergangenen Jahren für die Bewahrung und Instandsetzung unserer brandenburgischen Dorfkirchen erreicht werden: Marode Dachstühle wurden repariert und Kirchendächer neu gedeckt, Fundamente trockengelegt, Fachwerkkonstruktionen saniert und Außenmauern neu verputzt. Oftmals jedoch reichen die vorhandenen Mittel nicht aus, auch das wertvolle Inventar zu sichern und zu restaurieren. Im Rahmen unserer jährlichen Spendenaktion „Vergessene Kunstwerke“ wird um Unterstützung für die Restaurierung wertvoller Ausstattungsstücke in der Dorfkirche Blumenow (Landkreis Oberhavel) gebeten.

Die Dorfkirche von Blumenow, Lkr. Oberhavel. © D. Busch, BLDAM

Die Blumenower Kirche, ein Feldsteinbau aus dem 13. Jahrhundert, birgt in ihrem Inneren eine reiche und interessante Ausstattung. Nur dem Umstand, dass man über längere Zeit und über unterschiedliche Epochen hinweg jedes Bauteil wertschätzte und wiederverwendete, ist es zu verdanken, dass dieses Ensemble bis heute erhalten blieb. In harmonischem Nebeneinander sind hier verschiedene Stilepochen von Spätgotik über Renaissance bis hin zum Spätbarock vereint. Der Erhaltungszustand der Ausstattung ist jedoch allgemein schlecht. Über die Jahre sind akute Schäden, wie Holz- und Bemalungsverluste und Fassungsabhebungen entstanden. Vor allem an Altaraufbau, Kanzel und Westempore müssen möglichst bald Erhaltungsmaßnahmen vorgenommen werden, sonst geht wertvolle Originalsubstanz unwiederbringlich verloren.

Der Altaraufbau im Stil der Renaissance zeigt die Trinität im Mittelfeld, ergänzt durch die vier Evangelisten und eine Kreuzigungsszene. Zwischen den Säulen waren Apostel und Heilige aufgestellt, man hatte dafür Skulpturen aus einem spätmittelalterlichen Schnitzaltar wiederverwendet. Zur Zeit des Barock wurden zeittypische bekrönende Vasen und Voluten hinzugefügt, auch die heute sichtbare Farbfassung geht auf diese Umgestaltung im 18. Jahrhundert zurück und ist seitdem nahezu unberührt geblieben.

Die vermissten Figuren aus der Dorfkirche Blumenow. © U. Schirmer, Sonntagsgrafik / BLDAM

Die Farbfassung des Altars ist durch Lockerungen und Abhebungen besonders gefährdet und muss dringend gefestigt und gereinigt werden. Zudem sind viele der geschnitzten Figuren beschädigt, die Taube als Symbol des Heiligen Geistes ging verloren und soll wieder ergänzt werden. Einige der umgebenden Engel trugen ursprünglich die Leidenswerkzeuge Christi, welche nicht erhalten sind. Die Strahlengloriole aus der Bekrönung ist nur noch provisorisch befestigt. Fast alle spätgotischen Skulpturen sind verschwunden, bis auf eine Figur der heiligen Margarethe mit dem Drachen. Wahrscheinlich wurden sie nach 1945 „sichergestellt“– aber wo? Die Hoffnung besteht, dass die fehlenden elf Figuren wiedergefunden werden und an ihren angestammten Platz zurückkehren können.

Die Westempore ist mit bemalten Brüstungsfeldern geschmückt: Paarweise angeordnete Bilder mit zugehörigen lateinischen Inschriften regen auf symbolisch rätselhafte Weise zur verweilenden Meditation über grundlegende christliche Glaubensinhalte an. Solche emblematischen Darstellungen waren überaus beliebt und wurden der Erbauungsliteratur entnommen; theologische Schriften befassten sich mit ihren Inhalten und boten Interpretationen an. Für den heutigen Betrachter sind die Darstellungen schwer zu deuten. Es ist noch nicht erforscht, welche gedruckten Vorlagen in Blumenow Verwendung fanden und wie sie zu verstehen sind. Mit der Reinigung der Malschicht und durch die Reduzierung der vergilbten Überzüge kann die Restaurierung hier ein erster Schritt sein, um den Bilderschatz an der Empore wieder zu entdecken.

Neben dem Altaraufbau zieht die große, massige Form des evangelischen Beichtstuhls die Aufmerksamkeit auf sich, der eine Einheit mit der Kanzel bildet. Der reich geschnitzte Kanzelkorb ist mit den Darstellungen der vier Evangelisten in gemalten Bildern geschmückt, außerdem mit Engelchen in qualitätvoller Malerei. Der Kanzeldeckel wurde im Spätbarock gefertigt und trägt bekrönend die Gesetzestafeln auf von einem Flammenkranz umgebenen Wolken. Hier haben sich an vielen Stellen Farbschichtlockerungen gebildet, die gefestigt werden müssen. Die Oberflächen sind verschmutzt und sollen fachgerecht gereinigt werden. Das schließt auch die Abnahme von vergilbten Überzügen mit ein.

Postkarte zur Spendenaktion 2022: Die Ausstattung der Dorfkirche Blumenow. © U. Schirmer, Sonntagsgrafik / BLDAM

Helfen Sie mit Ihrer Spende, diese wunderbaren Kunstwerke für die Nachwelt zu bewahren!

Ihre Spende
Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
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BIC: GENODEF1EK1 (Evangelische Bank)
Stichwort: Blumenow

Kontakt
Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.,
Tel.: 030-4493051, Mail: altekirchen.janowski@t-online.de, www.altekirchen.de

Eine gemeinsame Aktion des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums, der Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und dem Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.

027 Originalsubstanz in der Bau- und Kunstdenkmalpflege

Quaderritzungen an der Dorfkirche von Stegelitz, Lkr. Uckermark. Foto: C. Krauskopf, BLDAM

„Ohne Originalsubstanz gibt es keine Denkmalpflege. Da, wo nichts mehr ist, da ist auch keine Denkmalpflege mehr. Da wo etwas aus dem Nichts neu entsteht und so tut, als ob es alt ist, da ist keine Denkmalpflege.“

Erhaltene Originalsubstanz ist für die Frag, ob ein Gebäude Denkmalwert besitzt, von entscheidender Bedeutung. Die Denkmalpflege hat die Aufgabe, erhaltene Originalsubstanz zu entdecken, zu bewerten und zu bewahren. Bei diesem Vorgang spielen jedoch viele Aspekte eine Rolle, es bestehen unterschiedliche Interessenlagen, die zu berücksichtigen sind. Die Denkmalpflege kann nicht um jeden Preis jegliche Originalsubstanz für immer erhalten. Das gelingt schon alleine vor dem Hintergrund der vielen Zeitschichten nicht, die sich an einem Gebäude oder auch einem Kunstwerk oder bei einem Gartendenkmal finden.

Über die Bedeutung der Originalsubstanz und über den Umgang mit ihr in der Denkmalpflege unterhalten sich in dieser Folge Prof. Dr. Thomas Drachenberg und Dr. Christof Krauskopf.

007 Inventarisation und Dokumentation

Bronzeglocke des 13. oder frühen 14. Jahrhunderts
in Treuenbrietzen. Foto Marcus Cante, BLDAM

Wir können nur schützen, was wir kennen. In der neuen Folge der Denkmalzeit erklärt die Dezernatsleiterin Inventarisation und Dokumentation des BLDAM, Dr. Christine Onnen, wie Denkmale erkannt und registriert werden – und welche weiteren Aufgaben das Dezernat hat. Es wird u.a. den Fragen nachgegangen, wie viele Denkmale es in Brandenburg gibt, wo man die ältesten und die jüngsten findet und warum immer noch neue Denkmale „entdeckt“ werden. Das Bild zeigt eine der Neuentdeckungen des Jahres 2020. Außerdem schildert die Dezernatsleiterin die zahlreichen Projekte zur Erforschung der brandenburgischen Denkmallandschaft, die vom BLDAM ausgehen.

006 Denkmalreport Brandenburg 2020/2021

Welche Erfolge, Bedrohungen und Entdeckungen gab es in der brandenburgischen Denkmallandschaft im Jahr 2020? Wir sprechen mit Landeskonservator Prof. Dr. Thomas Drachenberg über den kürzlich erschienenen Denkmalreport 2020/2021 der Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege.

Vorgestellt werden ausgewählte Objekte, die die Kolleg*innen der Inventarisation und der Praktischen Denkmalpflege im vergangenen Jahr besonders beschäftigt haben. Neben aktuelle Denkmalzahlen liefert der Jahresbericht auch Informationen zur Denkmalförderung im Land Brandenburg und weist auf Projekte, Publikationen und Veranstaltungen des BLDAM hin.