034 Ritter – Minne – Tafelfreuden

Blick in den Klostergarten während der Archäotechnica 2022. Foto: Susann Stein

Am 20. und 21. August 2022 fand im Archäologischen Landesmuseum in Brandenburg an der Havel die Archäotechnica statt. Unter dem Motto „Ritter – Minne – Tafelfreuden“ präsentierten Darsteller*innen, Fachleute und Living History-Gruppen viele Aspekte des Lebens der mittelalterlichen Eliten. Warum aber bringen wir zwei Podcast-Folgen zur Archäotechnica hintereinander? Die letzte Folge sollte Menschen ins Museum locken, mit dieser Folge bieten wir die Gelegenheit, zumindest mit den Ohren in die Veranstaltung einzutauchen. Zu Wort kommen Darsteller*innen und Expert*innen über ihre Forschungen und Arbeiten, aber auch Besucher*innen.

Arne Koets beim Kampf zu Pferd. Foto: Susann Stein

Im Klosterhof erzählt Arne Koets über seine Vorführung des ritterlichen Kampfs zu Pferd und über Ausbildung und Zucht mittelalterlicher Kriegspferde in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Dann gesellen wir uns zu Brüdern des Deutschen Ritterordens der Zeit um 1410, die sich auf den Weg nach Tannenberg (Grunwald, Polen) machen. Sie berichten über die Schlacht bei Grunwald und das Leben der Ordensbrüder.

Die in der letzten Folge gestellte Frage nach dem Sarwürken konnte am Stand des Archäotechnischen Zentrums Welzow beantwortet werden. Der Sarwürker arbeitete an einem Kettenhemd.

Im Kreuzgang des Pauliklosters zeigte Dr. Katrin Kania (pallia – Mittelalter hautnah) zahlreiche Aspekte mittelalterlicher Kleidung und deren Rekonstruktion. Die Interessengemeinschaft WOLF, eine internationale Living History-Gruppe mit Sitz in Frankfurt am Main, hat sich dem Leben des ausgehenden 12. Jahrhunderts verschrieben. Indra Starke-Ottich spricht über die Tätigkeit der Gruppe und die Herstellung der sehr akribisch auf der Basis von Originalstücken und bildlichen Darstellungen hergestellten Repliken, mit denen Leben und Arbeiten der mittelalterlichen Menschen präsentiert werden.

Ein hoher Herr der IG Wolf erweist die
Gunst einer Audienz. Foto: C. Krauskopf, BLDAM

Im westlichen Kreuzgangflügel kamen drei Forschungsthemen zur Sprache. Dr. Bettina Jungklaus stellte anhand einer Kollektion von menschlichen Schädeln die Grundlagen anthropologischer Forschung dar. Dr. Christof Krauskopf vom BLDAM führte in grundlegende Aspekte der Erforschung des mittelalterlichen Adels und des Burgenbaus ein. Dr. Ludwig Biewer vom Herold e.V. erkkärte die Grundlagen der mittelalterlichen Heraldik. In der Podcast-Folge spricht er über Geschichte und Arbeitsfelder des Vereins, der sich seit 1869 mit den Themen Heraldik, Siegelkunde, Wappenkunde und anderen Feldern der historischen Hilfswissenschaften beschäftigt.

In der Podcast-Folge kommen aber nicht nur die Darsteller*innen und Expert*innen zu Wort, auch Besucherinnen, vor allem die Jüngeren, und Nachbarn des Museums beschreiben ihre Einrücke von der Veranstaltung.

Martin Uhlig und Robert Schuchhardt von
Nimmersêlich erläutern mittelalterliche Musik.
Foto: C. Krauskopf, BLDAM

Im Friedgarten führte das Musikensemble „Nimmersêlich“ aus Leipzig zwei Programme zur mittelalterlichen Musik auf. Robert Schuchardt und Martin Uhlig erklärten in zwei Gesprächskonzerten, was Minnesang eigentlich ist und wie der „verlorene Klang“ des Mittelalters rekonstruiert werden kann. Mit Fidel, Drehleier, Laute, Quinterne, Glockenspiel, Trommel und Gesang brachten sie zahlreiche Musikbeispiele des Mittelalters zu Gehör. In der Podcast-Folge sprechen sie über die Aktivitäten des Ensembles.

Geboten war natürlich noch mehr, im Podcast können nicht alle Gruppen zu Wort kommen. Die Folge mag aber einen Eindruck von der sehr gut besuchten Veranstaltung geben, bei der das Café Pauline im Landesmuseum für das leibliche Wohl der Besucher*innen sorgte – nicht nur, aber nicht zuletzt mit den hervorragenden Kuchen und Torten, für die das „Pauline“ in der Stadt bekannt und beliebt ist. Vielleicht macht die Podcast-Folge ja Lust auf einen Besuch im Museum oder bei einer der Veranstaltungen! Sie können das Programm auf der Website des Museums (www.landesmuseum-brandenburg.de) abrufen – und vergessen Sie bei einem Besuch das Café nicht.

Darsteller*innen, Gruppen und Expert*innen bei der Archäotechnica 2022:

Arne Koets http://arnekoets.nl/

IG Wolf e.V. http://www.igwolf.de/

3. Rabenbanner e.V. http://rabenbanner.siteboard.eu/

Kurfürstlich Sächsische Kriegsknechte 1475 https://www.facebook.com/KSK1475/

Dr. Katrin Kania pallia – Mittelalter hautnah https://www.pallia.net/

Dr. Ludwig Biewer, Herold e.V. https://herold-verein.de/

Geschichtsfenster Andrej Pfeiffer-Perkuhn http://www.geschichtsfenster.de/startseite/ueber-uns/

Nimmerselich – Musik des Mittelalters und der frühen Renaissance www.nimmerselich.de

Dr. Bettina Jungklaus https://anthropologie-jungklaus.de/

Lisa Kyre https://www.kleine-akademie.de/

ATZ Welzow https://www.atz-welzow.de/

033 Ist Sarwürken gefährlich? Die Archäotechnica 2022

Bei der Archäotechnica 2019. Foto: C. Krauskopf, BLDAM

Ist Sarwürken gefährlich? Was ist das eigentlich? Diese und viele andere Fragen werden bei der Archäotechnica im Archäologischen Landesmuseum in Brandenburg an der Havel beantwortet.

Nach längerer, pandemiebedingter Pause, während der nur kleinere, auf Abstand und mit weniger Besucher*innen ausgelegte Formate möglich waren, kann die Archäotechnica in diesem Jahr wieder in gewohnter Form stattfinden. Das Landesmuseum lädt endlich wieder dazu ein, vergangene Lebenswelten und Handwerkstechniken kennenzulernen. Die diesjährige Veranstaltung steht unter dem Motto „Ritter, Minne Tafelfreuden“. Von Minnesang über Tischkultur bis hin zu wechselnden Kleidermoden bietet sich den Besucher*innen ein breites Spektrum höfischer und bürgerlicher Lebenskultur.

Auch die mittelalterliche Heraldik und der Burgenbau im heutigen Land Brandenburg werden fachkundig in den Fokus genommen. Zudem vermitteln Akteur*innen aus den Bereichen Reenactment und Living History Wissenswertes zu Ritterorden und deren religiöse, politische und karitative Aufgaben. Im Klostergarten bieten Vorführungen zur zeitgenössischen Kampfkunst – ob zu Fuß oder hoch zu Ross – sowie zur Ausrüstung von Rittern und spätmittelalterlichen Kriegsknechten ein anschauliches Bild zur kämpferischen Seite des Mittelalters. Nicht fehlen dürfen natürlich verschiedenste Handwerkstechniken, wie das Nähen und Besticken hochwertiger Textilien, das Plattnern oder auch das Sarwürken. Ein abwechslungsreiches Tagesprogramm und die traditionelle Archäotechnica-Modenschau runden das Besuchserlebnis ab. Es konnten für die Vorführungen wieder zahlreiche Gruppen aus der Living History- und Reenactment-Szene gewonnen werden. Zu den Gruppen können Sie sich über die untenstehenden Links informieren.

Das Archäologische Landesmuseum begrüßt seine Gäste bei der Archäotechnica am 20. und 21. August jeweils ab 10 Uhr. Im Café Pauline können Sie sich bei Kaffee und Kuchen, aber auch kühlen Getränken und einem Mittagsimbiss stärken.

Der Eintritt ins Café ist frei, der Besuch von Archäotechnica und Museum kostet 5,- Euro, ermäßigt 3,50 Euro, Familien zahlen nur 10,- Euro und Kinder unter 10 Jahren haben freien Eintritt.

Über die Veranstaltung unterhalten sich im Podcast Dr. Christof Krauskopf und der Direktor des Brandenburgischen Archäologischen Landesmuseums, Prof. Dr. Franz Schopper.

Eingeladene Darsteller*innen

Arne Koets http://arnekoets.nl/

IG Wolf e.V. http://www.igwolf.de/

3. Rabenbanner e.V. http://rabenbanner.siteboard.eu/

Kurfürstlich Sächsische Kriegsknechte 1475 https://www.facebook.com/KSK1475/

pallia – Mittelalter hautnah  Dr. Katrin Kania https://www.pallia.net/

Herold e.V. https://herold-verein.de/

Geschichtsfenster Andrej Pfeiffer-Perkuhn http://www.geschichtsfenster.de/startseite/ueber-uns/

Dr. Lothar Jahn – Minnesang http://www.lothar-jahn.de/

Dr. Bettina Jungklaus https://anthropologie-jungklaus.de/

ATZ Welzow https://www.atz-welzow.de/

Lisa Kyre https://www.kleine-akademie.de/

032 Bücher! Die Archäologie-Redaktion des BLDAM

Wer liest schon noch Bücher? Wir! Und wir bringen sie heraus. Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum hat einen eigenen Verlag, der aus der Redaktion des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam hervorgegangen ist. Schon zu DDR-Zeiten gab es im Museum eine recht gut ausgestattete Redaktion, die seit 1962 die Reihe „Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam“ herausbrachte. Die Reihe, deren fünfzigster Band voraussichtlich im kommenden Jahr erscheint, heißt heute „Veröffentlichungen zur brandenburgischen Landesarchäologie“. Neben dieser Fachzeitschrift gibt es mit den „Forschungen zur Archäologie im Land Brandenburg“ eine weitere „Flaggschiffreihe“ des BLDAM, in dieser ist gerade der 23. Band in den abschließenden Druckvorbereitungen. Weitere Reihen sind die „Arbeitsberichte zur Bodendenkmalpflege in Brandenburg“ und die „Materialien zur Archäologie in Brandenburg“. Letztere erscheint beim Verlag Marie Leidorf in Rahden in Westfalen, sie wird von der Archäologischen Gesellschaft in Berlin und Brandenburg herausgegeben.

Der erste Band der „Veröffentlchungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam“ von 1962 und Band 48 im „neuen Gewand“

In Kooperation mit dem Landesdenkmalamt Berlin kommt jedes Jahr ein Band „Archäologie in Berlin und Brandenburg“ beim Theiss-Verlag, der zur Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt gehört, auf den Markt. In den Bänden werden die wichtigsten Ausgrabungen und Forschungsprojekte des jeweils vorangegangen Jahrs in kurzen Beiträgen präsentiert.

Der jüngste Band von „Archäologie in Berlin und Brandenburg“ (erschienen 2022) und der Ausstellungsbegleitband zu Projekt und Ausstellung „Nachbau des slawenzeitlichen Einbaums von Ziesar“ (Projekt 2016, Ausstellung und Publikation 2017)

Zusätzlich erscheinen immer wieder Einzelpublikationen und Ausstellungsbegleitbände zu Sonderausstellungen im Archäologischen Landesmuseum, die z.T. dort bearbeitet werden.

Damit diese Publikationen zum Druck gebracht werden können, arbeitet die Redaktion unermüdlich – das heißt, Petra Woidt arbeitet unermüdlich. Bis auf zeitweise Teilzeitbeschäftigte sitzt sie nämlich mittlerweile alleine in der Redaktion, ein Effekt der Stellenkürzungen im öffentlichen Dienst des Landes seit der Zeit um 2000. Zur Bewältigung der vielfältigen Aufgaben werden immer wieder freie Lektor*innen, Grafiker*innen und Layouter*innen beauftragt. Und so erscheint ein Buch nach dem anderen. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind immerhin zwölf Bände erschienen, die meisten davon im eigenen Verlag, einige wenige in Kooperation mit der Deutschen Burgenvereinigung, dem Theiss-Verlag und dem Verlag Marie Leidorf.

Über die vielfältigen Tätigkeiten, die bis zur Drucklegung eines Buches erforderlich sind, sowie weitere Aufgaben, etwa als Korrespondentin für die Zeitschrift „Archäologie in Deutschland“, unterhält sich in dieser Folge der DENKMALZEIT die Redakteurin Petra Woidt mit Christof Krauskopf.

Die Publikationen der Archäologischen Abteilung des BLDAM sind in unserem Shop gelistet.

031 Denkmale auf Kohle: Erfassung der Bergbaulandschaft in der Lausitz

Die Förderbrücke F 60 in Lichterfeld. Foto: M. Baxmann, BLDAM

Infolge des Strukturstärkungsgesetzes für Kohleregionen, das im August 2020 verabschiedet wurde, sollen diese gefördert und in ihrem Strukturwandel begleitet werden. Vor diesem Hintergrund erfasst das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum von Juli 2021 bis Juni 2023 die bergbaubedingte Kulturlandschaft mit ihren prägenden materiellen Zeugnissen in der Lausitz. Das Projekt, das auch die Braunkohleregionen in Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt umfasst, wird durch Bundesmittel finanziert.

Das Untersuchungsgebiet umfasst in Brandenburg die Landkreise Dahme-Spreewald, Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz und Spree-Neiße und die kreisfreie Stadt Cottbus. Innerhalb dieser Landkreise hat das Projektteam elf Abbaugebiete ausgemacht, die nacheinander untersucht werden. Darunter befinden sich die beiden aktiven Abbaugebiete Jänschwalde und Welzow, genauso wie zum Beispiel der Muskauer Faltenbogen, der vom Altbaubergbau geprägt ist. Im Abbaugebiet Tröbitz-Domsdorf befindet sich u.a. die Brikettfabrik Louise.

Sieben Untersuchungskategorien liegen der Erfassung zugrunde. Der Kategorie 1 werden die Zeugnisse zugeordnet, die einen direkten Bezug zum Bergbau haben. Darunter fallen beispielsweise die Gruben, Schächte, Tagesanlagen und technische Anlagen, aber auch Instrumente zur Wasserhaltung. Kategorie 2 beschreibt die Verstromung und die Fernwärme. Dabei werden die Kraftwerke als Objektbereiche aber auch die einzelnen technischen Anlagen wie Kesselhäuser, die Verwaltungs- und Sozialbauten und die Transportmöglichkeiten erfasst. In Kategorie 3 beschäftigen wir uns mit den Veredelungsanlagen, in erster Linie mit den Brikettfabriken. Die Kategorie 4 umfasst die technische Infrastruktur. Dazu gehören Gleisanlagen, genauso wie Bahnhöfe, Straßen, Umspannwerke oder Brücken. Eine sehr breite Fächerung findet sich bei den Sozialstrukturen in Kategorie 5. Hierzu werden beispielsweise Siedlungen, Kirchen, Erinnerungsmale oder Gesundheitseinrichtungen gezählt. Zur Kategorie 6 zählen Begleitindustrien, die durch den Einsatz von Braunkohle entstanden sind, oder wesentlich beeinflusst wurden. In Kategorie 7 sind die Geländestrukturen und rekultivierten Bereiche in der Landschaft eingeordnet. Das können Tagebauseen, neu aufgeforstete Gebiete aber auch Lehrpfade, Nachfolgeindustrien wie Windparks oder umgesiedelte Orte sein.

Im Jahr 2019 gab das BLDAM ein Kinderbuch zur Brikettfabrik Louise heraus.
Es bietet neben einer spannenden, illustrierten Geschichte Erklärungen zum Braunkohleabbau und zur Briekttfabrik.

Im Sommer 2023 soll das Projekt mit einer Karte und verknüpften Datenbank, in der alle Objekte verzeichnet und beschrieben sind, beendet werden. Dazu gehören Grundinformationen wie die Lage, Datierung und äußere Erscheinung, genauso wie eine Beschreibung des Bergbaubezugs, der Bau- und Nutzungsgeschichte und des heutigen Zustandes. Diese Datenbank wird von unserem IT-Mitarbeiter auf der Basis eines Gis-Systems selbst erarbeitet.

In der Recherchearbeit ist das Erfassungsteam auf die Unterstützung von Vereinen, Museen und Ortschronisten angewiesen, ohne die die Beschaffung von Informationen wesentlich schwerer bis unmöglich wäre. Für Informationen zur braunkohlegeprägten Kulturlandschaft in der Lausitz sind wir sehr dankbar! Es gibt sicher viele Menschen, die durch Ihre Erfahrungen beim Braunkohleabbau viel zu erzählen haben. Wenn Sie zur Erfassung der Kulturlandschaft in der Lausitz beitragen wollen, schreiben Sie uns bitte an:

lausitzprojekt@bldam-brandenburg.de

In dieser Folge des Podcasts DENKMALZEIT spricht Julia Gerber mit den Projektleiterinnen Louise Warnow und Tanja Trittel.

030 Keltisches Gold bei den Europäischen Archäologietagen

Der Fund keltischer Goldmünzen im Land Brandenburg ist eine der wichtigsten und spannendsten Entdeckungen der letzten Jahre.

Eine Auswahl der keltischen Münzen aus Baitz. Foto: M. Pilekić

Der Fund keltischer Goldmünzen im Land Brandenburg ist eine der wichtigsten und spannendsten Entdeckungen der letzten Jahre. Im Dezember des letzten Jahres konnten die Münzen der Öffentlichkeit präsentiert werden – nachdem der Fundplatz über mehrere Jahre immer wieder begangen worden war. So stellte die Landesarchäologie sicher, dass am Fundplatz keine Exemplare mehr zu finden sind, die dann in unberufene Hände gelangen könnten.

Der Finder, Wolfgang Herkt, war in jeglichem Sinne „berechtigt“, einen solchen Fund zu machen. Er ist ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger der Landesarchäologie und erfahrener Detektorgänger. Nach der Vorstellung, die ein reges Presse- und Medienecho hervorgerufen hatte, verschwanden die Münzen zunächst wieder im Tresor. In Zeiten der Pandemie sollte keine Sonderausstellung stattfinden.

Die brandenburgische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Dr. Manja Schüle, und der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Wolfgang Herkt enthüllen am 8.6.2022 die Vitrine mit den Goldmünzen. Foto: M. Schneider, BLDAM

Nach der Beruhigung der Pandemielage wird nun die Ausstellung der Münzen nachgeholt. Rechtzeitig vor den Europäischen Archäologietagen zeigt das Archäologische Landesmuseum Brandenburg (ALB) die Münzen im vom Zeithorizont passenden Ausstellungsraum, der sich mit der Besiedlungsgeschichte der „Germanen“ beschäftigt. Die Münzen sind dort im Kontext anderer keltischer Importstücke der Dauerausstellung bis zum 3.7.2022 zu bestaunen – danach werden sie zu Forschungszwecken zunächst nicht mehr zu sehen. Erst im Jahr 2025 ist eine größere Ausstellung zu keltischen Funden in Brandenburg geplant, bei der auch die Goldmünzen wieder gezeigt werden.

Im Podcast beschreibt der Landesarchäologe Prof. Dr. Franz Schopper die Besonderheit des Fundes. Die brandenburgische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Dr. Manja Schüle, stellt die Bedeutung der Münzen für das Land Brandenburg und die Landesarchäologie dar und der Finder Wolfgang Herkt spricht über seine Gedanken zu seinem spektakulären Fund.

Wolfgang Herkt betrachtet „seinen“ Fund. Foto: M. Schneider, BLDAM

Die Europäischen Archäologietage vom 17. bis zum 19. Juni würdigen in Brandenburg den besonderen Fund mit Führungen und Veranstaltungen. Fatima Wolgast vom ALB kündigt im Podcast die Veranstaltungen an. Weitere Informationen finden Sie auf den Websites des Landesmuseums und der Europäischen Archäologietage.

www.landesmuseum-brandenburg.de

https://journees-archeologie.fr/c-2022/lg-de/Deutschland/Die-Archaologietage-in-Europa

029 In der Zeit verschüttet – Burgen in Brandenburg

Blick auf die Ruinen der Burg Putlitz (Prignitz, Brandenburg). Foto: C. Krauskopf, BLDAM

„Die Burg ist ein altes, und vermuhtlich aus Albrechts des Bären zeiten herrührendes werk, und derselben noch ein ansehnlicher runder und ziemlich dikker  doch oben etwas wandelbarer thurm zusehen. Das andere Gebäude hat noch ein gutes mauerwerk; die zimmer darin aber sein meistentheils öde, jedoch werden in derer einem die Gerichte gehalten.“

So beschreibt der Historiker Johann Christoph Bekmann die Burgruine Putlitz im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts. Den allermeisten mittelalterlichen Burgen Brandenburgs erging es ähnlich wie der „Gänseburg“ in Putlitz: Sie verfielen spätestens seit der frühen Neuzeit zu Ruinen oder gingen komplett verloren. Viele wurden überflüssig, weil Städte ihnen als Verwaltungs- und Zentralorte den Rang abliefen. Andere verschwanden in neueren herrschaftlichen Gebäuden – man ging mit der Zeit, brach den alten Sitz ab oder baute ihn bis zur Unkenntlichkeit des ursprünglichen mittelalterlichen Baus um. Es gibt aber auch einige erhaltene Beispiele, die von der Kultur und der Herrschaft des Adels zeugen.

Der Turmhügel von Vehlefanz (Oberhavel, Brandenburg). Foto: C. Krauskopf, BLDAM

Im Podcast spricht Dr. Christof Krauskopf über erhaltene, ruinöse und verschwundene Burgen und darüber, wo die ursprünglich rund 1000 mittelalterlichen Burganlagen, die im Gebiet des heutigen Bundeslandes Brandenburg vermutet werden, geblieben sind. Warum kann man sie nicht mehr sehen, sondern nur noch vermuten, durch bauforscherische Untersuchungen oder archäologische Ausgrabungen nachweisen?

Festung Eisenhardt in Bad Belzig. Foto: J. Wacker, BLDAM

Sprecher*innen:
Text: Christof Krauskopf
Zitate: Julia Lennemann
Heinrich Beckelhering: Thomas Drachenberg
Hintergrundgeräusche: bbc.co.uk – © copyright 2022 BBC

028 Haken- oder Wendepflug?

Slawenzeitlicher Hakenpflug aus Wiesenau (Brandenburg) in Fundlage. Foto: BLDAM

Ein mittelalterliches landwirtschaftliches Gerät erzählt Geschichte – der Pflug. Der Hakenpflug war seit der Jungsteinzeit das wichtigste Arbeitsgerät für den Getreideanbau. Noch die Slawen nutzten ihn, um Getreide, vor allem Roggen, anzubauen. Zu sehen sind ein originaler Hakenpflug aus Wiesenbau sowie weitere landwirtschaftliche Geräte der Slawenzeit im Archäologischen Landesmuseum Brandenburg.

Die slawenzeitliche Agrartechnik begrenzte die Siedlungsareale. Die Hochebenen mit ihren schweren Böden, wie etwa der hohe Barnim nordöstlich von Berlin, konnten nicht für den Getreideanbau genutzt werden. Die slawische Wirtschaftsweise war auf die Subsistenz gerichtet, d.h., dass man alles produzierte, was für das eigene Überleben erforderlich war.

Mit der Einwanderung von Siedlern aus den Gebieten westlich und nördlich der Elbe änderte sich das. Mit dem Wendepflug, den die Einwanderer mitbrachten, waren auch schwere Böden zu bearbeiten. In der Folge änderte sich das Siedlungsbild, die Dörfer des Mittelalters verteilten sich regelmäßig über das gesamte Land. Dies ging mit einer Änderung der Wirtschaftsweise einher. Die Menschen begannen, Getreideüberschüsse zu produzieren. Als Absatzmärkte dienten neu entstandene Marktorte und Städte.

Über den Übergang von der Slawenzeit zum Mittelalter und die Bedeutung von Pflügen unterhalten sich im Podcast Dr. Christof Krauskopf und Dr. Thomas Kersting.

Zwei Bauern arbeiten mit einem Wendepflug.Heidelberger Handschrift des Sachsenspiegels, Anfang 14. Jh. Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 164, fol. 25v

027 Originalsubstanz in der Bau- und Kunstdenkmalpflege

Quaderritzungen an der Dorfkirche von Stegelitz, Lkr. Uckermark. Foto: C. Krauskopf, BLDAM

„Ohne Originalsubstanz gibt es keine Denkmalpflege. Da, wo nichts mehr ist, da ist auch keine Denkmalpflege mehr. Da wo etwas aus dem Nichts neu entsteht und so tut, als ob es alt ist, da ist keine Denkmalpflege.“

Erhaltene Originalsubstanz ist für die Frag, ob ein Gebäude Denkmalwert besitzt, von entscheidender Bedeutung. Die Denkmalpflege hat die Aufgabe, erhaltene Originalsubstanz zu entdecken, zu bewerten und zu bewahren. Bei diesem Vorgang spielen jedoch viele Aspekte eine Rolle, es bestehen unterschiedliche Interessenlagen, die zu berücksichtigen sind. Die Denkmalpflege kann nicht um jeden Preis jegliche Originalsubstanz für immer erhalten. Das gelingt schon alleine vor dem Hintergrund der vielen Zeitschichten nicht, die sich an einem Gebäude oder auch einem Kunstwerk oder bei einem Gartendenkmal finden.

Über die Bedeutung der Originalsubstanz und über den Umgang mit ihr in der Denkmalpflege unterhalten sich in dieser Folge Prof. Dr. Thomas Drachenberg und Dr. Christof Krauskopf.

026 Forschungstagung der brandenburgischen Landesarchäologie

Im Jahr 2022 kann das BLDAM wieder die jährliche Forschungstagung der brandenburgischen Landesarchäologie veranstalten – nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause. Spannende Vorträge zu Forschungen von der Steinzeit bis in die Neuzeit werden in diesem Jahr online präsentiert. Über die Auswirkungen der Pandemie auf das BLDAM und die am 17. und 18.2. stattfindende Tagungen unterhalten sich Prof. Dr. Franz Schopper und
Dr. Christof Krauskopf.

Der Zugang zu den Vorträgen erfolgt über Youtube, mit dem Suchbegriff „Forschungstagung BLDAM“ ist der Livestream leicht zu finden.

025 Was ist der Denkmalwert?

Juri-Gagarin-Oberschule in Eisenhüttenstadt (Lkr. Oder-Spree). Foto: S. Gramlich, BLDAM

Wie wird etwas zum Denkmal? Diese Frage wird derzeit immer öfter gestellt. Auf der Denkmalliste landen mittlerweile immer jüngere Bauten, deren Alter sie gar nicht wie ein Denkmal wirken lässt. Warum kann etwas aus den 1990er Jahren schon Denkmal sein? Das ist doch noch gar nicht so lange her!

Das Alter spielt in der tat bei der Eintragung auf die Denkmalliste nur eine sehr untergeordnete Rolle. Der Denkmalstatus hängt davon nicht in erster Linie ab. Auch der Zustand eines Gebäudes hat darauf keinen Einfluss.

Kossätenhaus in Altranft (Lkr. Märkisch-Oderland). Foto: W. Groß, BLDAM

Wichtig für die Eintragung in die Denkmalliste sind Eigenschaften des Gebäudes selbst. Kann es uns Geschichte erzählen? Hat es beispielsweise historische, künstlerische oder technische Bedeutung in dem Ausmaß, dass es beispielhaft für das Bau- und Gestaltungswesen einer Epoche stehen? Auch die Seltenheit ist relevant. So wird jedes Bauwerk des Mittelalters als Denkmal gelten können, niemand wird das in Frage stellen. Bei Bauten und Objekten der Nachkriegsmoderne oder gar der 1990er Jahre geschieht das aber regelmäßig. Aus diesem Grund setzt die Ermittlung des Denkmalwerts eine objektive und wissenschaftliche Untersuchung voraus.

Über diese Frage sprechen in der ersten Folge des Podcasts im Jahr 2022 die beiden Pressesprecher*innen des BLDAM, Julia Gerber und Dr. Christof Krauskopf.