032 Bücher! Die Archäologie-Redaktion des BLDAM

Wer liest schon noch Bücher? Wir! Und wir bringen sie heraus. Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum hat einen eigenen Verlag, der aus der Redaktion des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam hervorgegangen ist. Schon zu DDR-Zeiten gab es im Museum eine recht gut ausgestattete Redaktion, die seit 1962 die Reihe „Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam“ herausbrachte. Die Reihe, deren fünfzigster Band voraussichtlich im kommenden Jahr erscheint, heißt heute „Veröffentlichungen zur brandenburgischen Landesarchäologie“. Neben dieser Fachzeitschrift gibt es mit den „Forschungen zur Archäologie im Land Brandenburg“ eine weitere „Flaggschiffreihe“ des BLDAM, in dieser ist gerade der 23. Band in den abschließenden Druckvorbereitungen. Weitere Reihen sind die „Arbeitsberichte zur Bodendenkmalpflege in Brandenburg“ und die „Materialien zur Archäologie in Brandenburg“. Letztere erscheint beim Verlag Marie Leidorf in Rahden in Westfalen, sie wird von der Archäologischen Gesellschaft in Berlin und Brandenburg herausgegeben.

Der erste Band der „Veröffentlchungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam“ von 1962 und Band 48 im „neuen Gewand“

In Kooperation mit dem Landesdenkmalamt Berlin kommt jedes Jahr ein Band „Archäologie in Berlin und Brandenburg“ beim Theiss-Verlag, der zur Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt gehört, auf den Markt. In den Bänden werden die wichtigsten Ausgrabungen und Forschungsprojekte des jeweils vorangegangen Jahrs in kurzen Beiträgen präsentiert.

Der jüngste Band von „Archäologie in Berlin und Brandenburg“ (erschienen 2022) und der Ausstellungsbegleitband zu Projekt und Ausstellung „Nachbau des slawenzeitlichen Einbaums von Ziesar“ (Projekt 2016, Ausstellung und Publikation 2017)

Zusätzlich erscheinen immer wieder Einzelpublikationen und Ausstellungsbegleitbände zu Sonderausstellungen im Archäologischen Landesmuseum, die z.T. dort bearbeitet werden.

Damit diese Publikationen zum Druck gebracht werden können, arbeitet die Redaktion unermüdlich – das heißt, Petra Woidt arbeitet unermüdlich. Bis auf zeitweise Teilzeitbeschäftigte sitzt sie nämlich mittlerweile alleine in der Redaktion, ein Effekt der Stellenkürzungen im öffentlichen Dienst des Landes seit der Zeit um 2000. Zur Bewältigung der vielfältigen Aufgaben werden immer wieder freie Lektor*innen, Grafiker*innen und Layouter*innen beauftragt. Und so erscheint ein Buch nach dem anderen. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind immerhin zwölf Bände erschienen, die meisten davon im eigenen Verlag, einige wenige in Kooperation mit der Deutschen Burgenvereinigung, dem Theiss-Verlag und dem Verlag Marie Leidorf.

Über die vielfältigen Tätigkeiten, die bis zur Drucklegung eines Buches erforderlich sind, sowie weitere Aufgaben, etwa als Korrespondentin für die Zeitschrift „Archäologie in Deutschland“, unterhält sich in dieser Folge der DENKMALZEIT die Redakteurin Petra Woidt mit Christof Krauskopf.

Die Publikationen der Archäologischen Abteilung des BLDAM sind in unserem Shop gelistet.

031 Denkmale auf Kohle: Erfassung der Bergbaulandschaft in der Lausitz

Die Förderbrücke F 60 in Lichterfeld. Foto: M. Baxmann, BLDAM

Infolge des Strukturstärkungsgesetzes für Kohleregionen, das im August 2020 verabschiedet wurde, sollen diese gefördert und in ihrem Strukturwandel begleitet werden. Vor diesem Hintergrund erfasst das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum von Juli 2021 bis Juni 2023 die bergbaubedingte Kulturlandschaft mit ihren prägenden materiellen Zeugnissen in der Lausitz. Das Projekt, das auch die Braunkohleregionen in Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt umfasst, wird durch Bundesmittel finanziert.

Das Untersuchungsgebiet umfasst in Brandenburg die Landkreise Dahme-Spreewald, Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz und Spree-Neiße und die kreisfreie Stadt Cottbus. Innerhalb dieser Landkreise hat das Projektteam elf Abbaugebiete ausgemacht, die nacheinander untersucht werden. Darunter befinden sich die beiden aktiven Abbaugebiete Jänschwalde und Welzow, genauso wie zum Beispiel der Muskauer Faltenbogen, der vom Altbaubergbau geprägt ist. Im Abbaugebiet Tröbitz-Domsdorf befindet sich u.a. die Brikettfabrik Louise.

Sieben Untersuchungskategorien liegen der Erfassung zugrunde. Der Kategorie 1 werden die Zeugnisse zugeordnet, die einen direkten Bezug zum Bergbau haben. Darunter fallen beispielsweise die Gruben, Schächte, Tagesanlagen und technische Anlagen, aber auch Instrumente zur Wasserhaltung. Kategorie 2 beschreibt die Verstromung und die Fernwärme. Dabei werden die Kraftwerke als Objektbereiche aber auch die einzelnen technischen Anlagen wie Kesselhäuser, die Verwaltungs- und Sozialbauten und die Transportmöglichkeiten erfasst. In Kategorie 3 beschäftigen wir uns mit den Veredelungsanlagen, in erster Linie mit den Brikettfabriken. Die Kategorie 4 umfasst die technische Infrastruktur. Dazu gehören Gleisanlagen, genauso wie Bahnhöfe, Straßen, Umspannwerke oder Brücken. Eine sehr breite Fächerung findet sich bei den Sozialstrukturen in Kategorie 5. Hierzu werden beispielsweise Siedlungen, Kirchen, Erinnerungsmale oder Gesundheitseinrichtungen gezählt. Zur Kategorie 6 zählen Begleitindustrien, die durch den Einsatz von Braunkohle entstanden sind, oder wesentlich beeinflusst wurden. In Kategorie 7 sind die Geländestrukturen und rekultivierten Bereiche in der Landschaft eingeordnet. Das können Tagebauseen, neu aufgeforstete Gebiete aber auch Lehrpfade, Nachfolgeindustrien wie Windparks oder umgesiedelte Orte sein.

Im Jahr 2019 gab das BLDAM ein Kinderbuch zur Brikettfabrik Louise heraus.
Es bietet neben einer spannenden, illustrierten Geschichte Erklärungen zum Braunkohleabbau und zur Briekttfabrik.

Im Sommer 2023 soll das Projekt mit einer Karte und verknüpften Datenbank, in der alle Objekte verzeichnet und beschrieben sind, beendet werden. Dazu gehören Grundinformationen wie die Lage, Datierung und äußere Erscheinung, genauso wie eine Beschreibung des Bergbaubezugs, der Bau- und Nutzungsgeschichte und des heutigen Zustandes. Diese Datenbank wird von unserem IT-Mitarbeiter auf der Basis eines Gis-Systems selbst erarbeitet.

In der Recherchearbeit ist das Erfassungsteam auf die Unterstützung von Vereinen, Museen und Ortschronisten angewiesen, ohne die die Beschaffung von Informationen wesentlich schwerer bis unmöglich wäre. Für Informationen zur braunkohlegeprägten Kulturlandschaft in der Lausitz sind wir sehr dankbar! Es gibt sicher viele Menschen, die durch Ihre Erfahrungen beim Braunkohleabbau viel zu erzählen haben. Wenn Sie zur Erfassung der Kulturlandschaft in der Lausitz beitragen wollen, schreiben Sie uns bitte an:

lausitzprojekt@bldam-brandenburg.de

In dieser Folge des Podcasts DENKMALZEIT spricht Julia Gerber mit den Projektleiterinnen Louise Warnow und Tanja Trittel.

030 Keltisches Gold bei den Europäischen Archäologietagen

Der Fund keltischer Goldmünzen im Land Brandenburg ist eine der wichtigsten und spannendsten Entdeckungen der letzten Jahre.

Eine Auswahl der keltischen Münzen aus Baitz. Foto: M. Pilekić

Der Fund keltischer Goldmünzen im Land Brandenburg ist eine der wichtigsten und spannendsten Entdeckungen der letzten Jahre. Im Dezember des letzten Jahres konnten die Münzen der Öffentlichkeit präsentiert werden – nachdem der Fundplatz über mehrere Jahre immer wieder begangen worden war. So stellte die Landesarchäologie sicher, dass am Fundplatz keine Exemplare mehr zu finden sind, die dann in unberufene Hände gelangen könnten.

Der Finder, Wolfgang Herkt, war in jeglichem Sinne „berechtigt“, einen solchen Fund zu machen. Er ist ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger der Landesarchäologie und erfahrener Detektorgänger. Nach der Vorstellung, die ein reges Presse- und Medienecho hervorgerufen hatte, verschwanden die Münzen zunächst wieder im Tresor. In Zeiten der Pandemie sollte keine Sonderausstellung stattfinden.

Die brandenburgische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Dr. Manja Schüle, und der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Wolfgang Herkt enthüllen am 8.6.2022 die Vitrine mit den Goldmünzen. Foto: M. Schneider, BLDAM

Nach der Beruhigung der Pandemielage wird nun die Ausstellung der Münzen nachgeholt. Rechtzeitig vor den Europäischen Archäologietagen zeigt das Archäologische Landesmuseum Brandenburg (ALB) die Münzen im vom Zeithorizont passenden Ausstellungsraum, der sich mit der Besiedlungsgeschichte der „Germanen“ beschäftigt. Die Münzen sind dort im Kontext anderer keltischer Importstücke der Dauerausstellung bis zum 3.7.2022 zu bestaunen – danach werden sie zu Forschungszwecken zunächst nicht mehr zu sehen. Erst im Jahr 2025 ist eine größere Ausstellung zu keltischen Funden in Brandenburg geplant, bei der auch die Goldmünzen wieder gezeigt werden.

Im Podcast beschreibt der Landesarchäologe Prof. Dr. Franz Schopper die Besonderheit des Fundes. Die brandenburgische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Dr. Manja Schüle, stellt die Bedeutung der Münzen für das Land Brandenburg und die Landesarchäologie dar und der Finder Wolfgang Herkt spricht über seine Gedanken zu seinem spektakulären Fund.

Wolfgang Herkt betrachtet „seinen“ Fund. Foto: M. Schneider, BLDAM

Die Europäischen Archäologietage vom 17. bis zum 19. Juni würdigen in Brandenburg den besonderen Fund mit Führungen und Veranstaltungen. Fatima Wolgast vom ALB kündigt im Podcast die Veranstaltungen an. Weitere Informationen finden Sie auf den Websites des Landesmuseums und der Europäischen Archäologietage.

www.landesmuseum-brandenburg.de

https://journees-archeologie.fr/c-2022/lg-de/Deutschland/Die-Archaologietage-in-Europa

029 In der Zeit verschüttet – Burgen in Brandenburg

Blick auf die Ruinen der Burg Putlitz (Prignitz, Brandenburg). Foto: C. Krauskopf, BLDAM

„Die Burg ist ein altes, und vermuhtlich aus Albrechts des Bären zeiten herrührendes werk, und derselben noch ein ansehnlicher runder und ziemlich dikker  doch oben etwas wandelbarer thurm zusehen. Das andere Gebäude hat noch ein gutes mauerwerk; die zimmer darin aber sein meistentheils öde, jedoch werden in derer einem die Gerichte gehalten.“

So beschreibt der Historiker Johann Christoph Bekmann die Burgruine Putlitz im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts. Den allermeisten mittelalterlichen Burgen Brandenburgs erging es ähnlich wie der „Gänseburg“ in Putlitz: Sie verfielen spätestens seit der frühen Neuzeit zu Ruinen oder gingen komplett verloren. Viele wurden überflüssig, weil Städte ihnen als Verwaltungs- und Zentralorte den Rang abliefen. Andere verschwanden in neueren herrschaftlichen Gebäuden – man ging mit der Zeit, brach den alten Sitz ab oder baute ihn bis zur Unkenntlichkeit des ursprünglichen mittelalterlichen Baus um. Es gibt aber auch einige erhaltene Beispiele, die von der Kultur und der Herrschaft des Adels zeugen.

Der Turmhügel von Vehlefanz (Oberhavel, Brandenburg). Foto: C. Krauskopf, BLDAM

Im Podcast spricht Dr. Christof Krauskopf über erhaltene, ruinöse und verschwundene Burgen und darüber, wo die ursprünglich rund 1000 mittelalterlichen Burganlagen, die im Gebiet des heutigen Bundeslandes Brandenburg vermutet werden, geblieben sind. Warum kann man sie nicht mehr sehen, sondern nur noch vermuten, durch bauforscherische Untersuchungen oder archäologische Ausgrabungen nachweisen?

Festung Eisenhardt in Bad Belzig. Foto: J. Wacker, BLDAM

Sprecher*innen:
Text: Christof Krauskopf
Zitate: Julia Lennemann
Heinrich Beckelhering: Thomas Drachenberg
Hintergrundgeräusche: bbc.co.uk – © copyright 2022 BBC

028 Haken- oder Wendepflug?

Slawenzeitlicher Hakenpflug aus Wiesenau (Brandenburg) in Fundlage. Foto: BLDAM

Ein mittelalterliches landwirtschaftliches Gerät erzählt Geschichte – der Pflug. Der Hakenpflug war seit der Jungsteinzeit das wichtigste Arbeitsgerät für den Getreideanbau. Noch die Slawen nutzten ihn, um Getreide, vor allem Roggen, anzubauen. Zu sehen sind ein originaler Hakenpflug aus Wiesenbau sowie weitere landwirtschaftliche Geräte der Slawenzeit im Archäologischen Landesmuseum Brandenburg.

Die slawenzeitliche Agrartechnik begrenzte die Siedlungsareale. Die Hochebenen mit ihren schweren Böden, wie etwa der hohe Barnim nordöstlich von Berlin, konnten nicht für den Getreideanbau genutzt werden. Die slawische Wirtschaftsweise war auf die Subsistenz gerichtet, d.h., dass man alles produzierte, was für das eigene Überleben erforderlich war.

Mit der Einwanderung von Siedlern aus den Gebieten westlich und nördlich der Elbe änderte sich das. Mit dem Wendepflug, den die Einwanderer mitbrachten, waren auch schwere Böden zu bearbeiten. In der Folge änderte sich das Siedlungsbild, die Dörfer des Mittelalters verteilten sich regelmäßig über das gesamte Land. Dies ging mit einer Änderung der Wirtschaftsweise einher. Die Menschen begannen, Getreideüberschüsse zu produzieren. Als Absatzmärkte dienten neu entstandene Marktorte und Städte.

Über den Übergang von der Slawenzeit zum Mittelalter und die Bedeutung von Pflügen unterhalten sich im Podcast Dr. Christof Krauskopf und Dr. Thomas Kersting.

Zwei Bauern arbeiten mit einem Wendepflug.Heidelberger Handschrift des Sachsenspiegels, Anfang 14. Jh. Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 164, fol. 25v

027 Originalsubstanz in der Bau- und Kunstdenkmalpflege

Quaderritzungen an der Dorfkirche von Stegelitz, Lkr. Uckermark. Foto: C. Krauskopf, BLDAM

„Ohne Originalsubstanz gibt es keine Denkmalpflege. Da, wo nichts mehr ist, da ist auch keine Denkmalpflege mehr. Da wo etwas aus dem Nichts neu entsteht und so tut, als ob es alt ist, da ist keine Denkmalpflege.“

Erhaltene Originalsubstanz ist für die Frag, ob ein Gebäude Denkmalwert besitzt, von entscheidender Bedeutung. Die Denkmalpflege hat die Aufgabe, erhaltene Originalsubstanz zu entdecken, zu bewerten und zu bewahren. Bei diesem Vorgang spielen jedoch viele Aspekte eine Rolle, es bestehen unterschiedliche Interessenlagen, die zu berücksichtigen sind. Die Denkmalpflege kann nicht um jeden Preis jegliche Originalsubstanz für immer erhalten. Das gelingt schon alleine vor dem Hintergrund der vielen Zeitschichten nicht, die sich an einem Gebäude oder auch einem Kunstwerk oder bei einem Gartendenkmal finden.

Über die Bedeutung der Originalsubstanz und über den Umgang mit ihr in der Denkmalpflege unterhalten sich in dieser Folge Prof. Dr. Thomas Drachenberg und Dr. Christof Krauskopf.

026 Forschungstagung der brandenburgischen Landesarchäologie

Im Jahr 2022 kann das BLDAM wieder die jährliche Forschungstagung der brandenburgischen Landesarchäologie veranstalten – nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause. Spannende Vorträge zu Forschungen von der Steinzeit bis in die Neuzeit werden in diesem Jahr online präsentiert. Über die Auswirkungen der Pandemie auf das BLDAM und die am 17. und 18.2. stattfindende Tagungen unterhalten sich Prof. Dr. Franz Schopper und
Dr. Christof Krauskopf.

Der Zugang zu den Vorträgen erfolgt über Youtube, mit dem Suchbegriff „Forschungstagung BLDAM“ ist der Livestream leicht zu finden.

025 Was ist der Denkmalwert?

Juri-Gagarin-Oberschule in Eisenhüttenstadt (Lkr. Oder-Spree). Foto: S. Gramlich, BLDAM

Wie wird etwas zum Denkmal? Diese Frage wird derzeit immer öfter gestellt. Auf der Denkmalliste landen mittlerweile immer jüngere Bauten, deren Alter sie gar nicht wie ein Denkmal wirken lässt. Warum kann etwas aus den 1990er Jahren schon Denkmal sein? Das ist doch noch gar nicht so lange her!

Das Alter spielt in der tat bei der Eintragung auf die Denkmalliste nur eine sehr untergeordnete Rolle. Der Denkmalstatus hängt davon nicht in erster Linie ab. Auch der Zustand eines Gebäudes hat darauf keinen Einfluss.

Kossätenhaus in Altranft (Lkr. Märkisch-Oderland). Foto: W. Groß, BLDAM

Wichtig für die Eintragung in die Denkmalliste sind Eigenschaften des Gebäudes selbst. Kann es uns Geschichte erzählen? Hat es beispielsweise historische, künstlerische oder technische Bedeutung in dem Ausmaß, dass es beispielhaft für das Bau- und Gestaltungswesen einer Epoche stehen? Auch die Seltenheit ist relevant. So wird jedes Bauwerk des Mittelalters als Denkmal gelten können, niemand wird das in Frage stellen. Bei Bauten und Objekten der Nachkriegsmoderne oder gar der 1990er Jahre geschieht das aber regelmäßig. Aus diesem Grund setzt die Ermittlung des Denkmalwerts eine objektive und wissenschaftliche Untersuchung voraus.

Über diese Frage sprechen in der ersten Folge des Podcasts im Jahr 2022 die beiden Pressesprecher*innen des BLDAM, Julia Gerber und Dr. Christof Krauskopf.

024 Lanzenspitzen der Bronzezeit

Bronzezeitliche Lanzenspitze aus Frankfurt an der Oder. Foto: D. Sommer, BLDAM

Auch in diesem Jahr muss die traditionelle Weihnachtsführung des brandenburgischen Landesarchäologen pandemiebedingt ausfallen. Im Podcast spricht Prof. Dr. Franz Schopper über sein derzeitiges Forschungsprojekt. Durch Neufunde aus Brandenburg inspiriert, beschäftigt er sich intensiv mit Lanzenspitzen der Bronzezeit.

Das Thema verdeutlicht, dass die Forschung der Landesarchäologie nicht an den Landesgrenzen Halt machen kann. Die Entwicklungen der menschlichen Kultur der Vergangenheit haben keinerlei Verbindung zu modernen politischen Grenzen. Die Sachkultur, mit der sich die Archäologie ja im wesentlichen beschäftigt, belegt immer wieder die größeren internationalen Zusammenhänge. „Globalisierung“ bezeichnet heute die weltweiten Verbindungen, die Handel, Tourismus und Migration bedeuten. Ist der Begriff auch neu und heute in aller Munde, sind die Inhalte jedoch bereits für die Vorgeschichte von Bedeutung. Die archäologischen Funde zeigen, dass es schon immer Mobilität gegeben hat, sowohl von Objekten als auch von Menschen und damit verbunden von Ideen. Auch der heute viel diskutierte Begriff der Migration ist keine neue Erscheinung, Migration gehört zum Wesen des Menschen. Die archäologische Forschung findet dafür Belege aus allen Zeiten.

Die Lanzensptzen der Bronzezeit lassen diese Migration ebenso erkennen. An ihren Formen und Ausprägungen können Einflüsse aus den unterschiedlichsten Regionen Europas beschrieben werden. Um dies genauer untersuchen zu können, ist eine überregionale und internationale Erfassung von Funden erforderlich. Zu dem bisher bekannten etwas über 100 Stücke umfassenden Bestand bronzezeitlicher Lanzenspitzen aus Brandenburg kamen nun nun durch Neufunde und die systematische Aufnahme aus brandenburgischen Museen sowie aus älteren, eher „versteckten“ Publikationen zahlreiche Exemplare hinzu. Die Zahl der bekannten Lanzenspitzen steigt damit auf fast 400. Den wissenschaftlichen Hintergrund der derzeitigen Forschungen bildet eine Datenbank mit Stücken aus ganz Europa, die mittlerweile fast 17.000 Einträge aufweist.

Die Forschungen sind noch im Gang, sollen aber zu gegebener Zeit entsprechend präsentiert und publiziert werden.

023 Spendenaktion 2021 – Kirchliche Kunst in der Dorfkirche Dallmin

Das kleine Dorf Dallmin, am äußersten nordwestlichen Rand des Landes Brandenburg gelegen, bewahrt mit seiner Kirche ein Kleinod märkischer Kunst- und Kulturgeschichte.

Madonna mit dem Kind, spätgotischer Flügelalter der Dorfkirche Dallmin. Foto: BLDAM

Das kleine Dorf Dallmin, am äußersten nordwestlichen Rand des Landes Brandenburg gelegen, bewahrt mit seiner Kirche ein Kleinod märkischer Kunst- und Kulturgeschichte. Der mittelalterliche Feldsteinbau wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut, wobei vor allem die Umbauten zu Anfang des 18. Jahrhunderts – die Erweiterung des Kirchenschiffs nach Osten und der Bau des Fachwerkturms – die Kirche bis heute prägen. Auch den Innenraum der Kirche dominieren vor allem die barocken Einbauten: der Kanzelaltar im Osten und die Orgel, 1722/24 von dem aus Salzwedel stammenden Orgelbaumeister Anton Heinrich Gansen geschaffen, im Westen.

Daneben befinden sich zahlreiche weitere, aus verschiedenen Zeiten stammende Kunstwerke. Von besonderer Seltenheit ist eine gotische Kasel, ein liturgisches Messgewand aus der Zeit um 1400, das durch eine äußerst kostbare Seidenstickerei mit dem Motiv des gekreuzigten Christus geschmückt ist. Aber auch der kleine spätgotische Schnitzaltar ist von besonderem kunstgeschichtlichem Wert. Die Innenseite des Mittelschreins zeigt Maria mit dem Christuskind, umgeben von der heiligen Katharina und einem Bischof; in den Seitenflügeln sind die zwölf Apostel dargestellt. Die Außenseiten sind in späterer Zeit, zu Anfang des 18. Jahrhunderts, mit Darstellungen aus der Leidensgeschichte Christi bemalt worden.

Dorfkirche Dallmin, Kasel. Foto: BLDAM

Die letzten umfangreichen Erhaltungs- und Verschönerungsmaßnahmen erfolgten in den 1980er Jahren. Trotz achtsamen Umgangs mit den wertvollen Objekten hat sich mit den Jahren doch wieder eine Reihe von Schäden eingestellt. Vor allem am spätgotischen Schnitzaltar sind diese in Form von Abbrüchen kleinerer Schnitzteile und zahlreichen kleineren Farbverlusten schon auf den ersten Blick sichtbar. Andere Schäden, wie das allmähliche Ablösen der Farbschichten vom Untergrund, sind meist nur bei genauer Betrachtung erkennbar. Diese führen aber im Laufe der Zeit auch zum Verlust der Farbschicht, wenn nicht durch konservierende Maßnahmen rechtzeitig eingegriffen wird. Auch bei anderen Kunstwerken in der Dallminer Kirche sind restauratorische bzw. konservatorische Maßnahmen erforderlich. So kommt es z.B. bei der mittelalterlichen Kasel entscheidend darauf an, künftige Schäden durch Vermeidung potentieller Schadensursachen auszuschließen, indem deren unmittelbare Standortbedingungen verbessert werden, durch Lichtschutz und Schutz vor zu feuchtem Klima.

Mit Ihrer Spende können Sie dazu beitragen,
dieses wertvolle Beispiel spätmittelalterlicher und barocker Kunst und Frömmigkeit zu erhalten.

Kontakt
Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.,
Tel.: 030-4493051, Mail: altekirchen.janowski@t-online.de, www.altekirchen.de

Ihre Spende
Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.,
IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90,
BIC: GENODEF1EK1 (Evangelische Bank),
Stichwort: Dallmin

Eine gemeinsame Aktion des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums, der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und dem Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.