065 Vom Angraben, von Pegelverläufen und von Eicheln in Butterbrottüten

Die Jahrestagung im Sonderausstellungsraum des Archäologischen Landesmuseums ist gut besucht. Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Auch in diesem Jahr präsentierte die Brandenburgische Landesarchäologie spannende Ergebnisse aus dem Vorjahr. Wir haben uns unter die 200 Besucher:innen gemischt, den Vorträgen gelauscht, anregende Gespräche in der Kaffeeschlange geführt und uns die neuesten archäologischen Publikationen zeigen lassen.

Von mesolithischen Artefakten aus Feuchtböden bis zu einem Zwangsarbeitslager aus der Zeit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft reichte das Spektrum der Themen, die im zum Tagungsraum umgestalteten Sonderausstellungssaal des Archäologischen Landesmuseums vorgestellt wurden.

Der Jahresfilm “Momentaufnahmen 2024” von Thomas Claus hatte am Donnerstag nach den Begrüßungsworten von Franziska Hammer, Referatsleiterin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Steffen Scheller, Oberbürgermeister von Brandenburg an der Havel, und Prof. Dr. Franz Schopper, dem brandenburgischen Landesarchäologen, Premiere. Der Film ist auf dem YouTube-Kanal des BLDAM abrufbar.

Eine Auswahl der Vorträge finden Sie in der Pressemappe zusammengestellt.

Die Gespräche führte Anne-Marie Graatz, Pressesprecherin am BLDAM.

Kleines Lexikon:

Fund: Beweglicher Gegenstand. Funde sind Sachen, Mehrheiten von Sachen, Teile oder Spuren von Sachen, von denen anzunehmen ist, dass es sich um Denkmale handelt.

Befund: Abgegrenzte Bodenverfärbungen, Bereich in dem die Funde liegen.

Prospektion: Geländebegehung zur Erfassung archäologischer Objekte und Strukturen.

Wandgräbchen: Bei Ausgrabungen entdeckte schmale Gräben, die von Holzwänden herrühren.

Makroreste: Pflanzliche und tierische Überreste, die mit dem bloßen Auge unterschieden werden können.

Stratigraphie: Beschreibung zeitlich aufeinanderfolgender Schichten und Formationen.

Pürckhauer: Hohlmeißelbohrer), der mit einem Hammer in den Boden geschlagen wird. Damit kann der Bodenaufbau untersucht werden.

Doppelkonus: Gefäß mit schmalem Boden, breitem geknickten Gefäßkörper und schmaler Öffnung.

Sondage: Ein ausgegrabener Schnitt/ Gebiet.

Silex: Feuerstein

Vorrömische Eisenzeit: 8. Jahrhundert v. Chr. bis um Christi Geburt

Völkerwanderungszeit: Bezeichnet die Phase zwischen dem späten 4.. und dem 8. Jahrhundert n. Chr., in der es in Europa umfangreiche Migrationsbewegungen gab.

Slawenzeit: Zeit der slawischen Besiedlung, in Brandenburg seit um 700 n. Chr. In der archäologischen Epocheneinteilung endet die Slawenzeit mit der Einwanderung westlicher Siedler östlich der Elbe seit der Mitte des 12. Jahrhunderts. Allerdings verschwanden die Slawen nicht, es gibt bis heute slawische Bevölkerungsanteile in Brandenburg (Sorben und Wenden).

C14-Datierung: Radiokarbondatierung. Anhand des radioaktiven Zerfalls des Kohlenstoffisotops 14 kann das Alter von organischem Material bestimmt werden.

064 Wenn der Wind weht

Denkmalgeschützte Windkraftanlagen bei Schünow, Landkreis Teltow-Fläming. Foto: Viviane Taubert, BLDAM

Was haben Schlösser, Gärten oder Grabhügel und Windkraftanlagen gemeinsam? Sie sind alle Denkmale des Landes Brandenburg. Ende 2023 wurden zwei Windkraftanlagen unter Denkmalschutz gestellt und als technische Denkmale und Zeugnisse des beginnenden Windkraftausbaus der frühen 1990er Jahre in die Denkmalliste aufgenommen. Brandenburg ist damit deutschlandweit das erste Bundesland, welches Windrädern den Denkmalstatus verleiht.

Es handelt sich bei den beiden Anlagen um zwei Exemplare vom Typ Enercon E-33, die im Jahr 1993 in Betrieb genommen wurden und in Schünow (bei Zossen) im Landkreis Teltow-Fläming stehen. Vom ehemaligen ersten Windpark Brandenburgs sind heute nur noch diese beiden Windkraftanlagen erhalten, die im Jahr 1992 von einem Privatunternehmer geplant wurden.

Sie haben eine Nabenhöhe von 38 Metern und einen Rotordurchmesser von 33 Metern, damit sind sie wesentlich kleiner als heutige Anlagen. Nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl stieg die Sensibilisierung und die Notwendigkeit umweltverträglicher Energieerzeugung, auch in der DDR entsprechende Entwicklungen zu verfolgen, an. Inzwischen werden die beiden Windenergieanlagen durch den Verein WindKraft Arche e.V. betreut, da sie nach Ablauf ihrer 30-jährigen Betriebserlaubnis nicht mehr für die kommerzielle Stromerzeugung genutzt werden können.

Im Gespräch mit Dr. Viviane Taubert, Fachreferentin für Technik- und Industriedenkmalpflege am BLDAM, erfahren wir etwas über die technischen und denkmalfachlichen Besonderheiten der Windkraftanlagen, über die Entwicklung der Energiegewinnung, und die zukünftige Nutzung der Anlagen. Das Gespräch führte Anne-Marie Graatz, Pressesprecherin am BLDAM.

063 Frankfurt (Oder) – Über die Grenze hinaus: Von der Oderstadt und dem Oberbürgermeister

Das gotische Frankfurter Rathaus mit dem Anbau von 1911. Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Die DENKMALZEIT ist diesmal fast bis an die polnische Grenze gereist. Im in den letzten Jahren sanierten Rathaus von Frankfurt an der Oder spricht der brandenburgische Landeskonservator, Prof. Dr. Thomas Drachenberg, mit dem Oberbürgermeister der Stadt, René Wilke. Was bedeutet Frankfurt für ihn? Wie definiert er sein Amt? Wie geht die Stadt mit „baulichen Verletzungen“ um? Wohin will Frankfurt zukünftig? Und was bedeutet Denkmalpflege für ihn persönlich?

Im frisch sanierten Rathaus. Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

René Wilke ist seit dem Jahr 2018 im Amt und gleichzeitig der jüngste Oberbürgermeister in der Geschichte von Frankfurt. Seine Position als „OB“, wie er sein Amt als Oberbürgermeister während des Gesprächs nennt, versteht er als „Scharnier“, ein Scharnier „zwischen sich selbst und allen anderen, zwischen Bevölkerung und Verwaltung, zwischen Stadtpolitik und Verwaltung, zugleich Außenvertreter der Stadt“. Die Stadt ist für den gebürtigen Frankfurter, eine Stadt „von Brüchen und Umbrüchen, Ambivalenzen und der Kontraste, auch mit manchen Narben.“

Der Oderturm über den Brunnenplatz hinweg gesehen. Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Thematisiert werden auch der Paradigmenwechsel in der städtischen Baukultur, die baubezogene DDR-Kunst im Stadtraum sowie die Zukunft des Lichtspieltheaters der Jugend und auch der Stadtumbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei sticht besonders die St. Marienkirche als größte norddeutsche gotische Backsteinkirche heraus. Während des Zweiten Weltkriegs zerstört, sollte die Kirche als Ruine zu DDR-Zeiten abgetragen werden. Die Stadtgesellschaft und der damalige Oberbürgermeister retteten sie. Bis heute ist das Bauwerk fester Bestandteil der Stadtgesellschaft und soll als „Bürgerkirche“ weiterentwickelt werden. Für René Wilke ist das „Kondensat“ der Stadt der Doppelstadtcharakter, der solch ein hohes Maß erreicht hat, dass dieser in ganz Europa seinesgleichen sucht.

Wandbild „Frankfurt gestern – heute“ aus dem Jahr 1981 von Thomas Grzimek. Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Weitere Informationen:

Zum Rathaus

Sanierung des Rathauses, Seite des planenden Büros

Die Sanierung des Rathauses auf der Seite des Bundes Deutscher Architekten

Seite der Stadt Frankfurt (Oder)

Zum Lichtspieltheater der Jugend

Seite der Stadt Frankfurt (Oder)

Bericht des Deutschlandfunks

Zur St. Marienkirche

062 Baugebundene Kunst der DDR – Gespräch mit Rainer Krauß

Wandmosaik von Walter Womacka im Treppenhaus des Rathauses im Wohnkomplex II in Eisenhüttenstadt. Foto: H. G. Hiller von Gaertringen

Baugebundene Kunst der DDR rückt, wie viele Themen der jüngeren Kunst- und Architekturgeschichte, in den letzten Jahre verstärkt ins Interesse der Denkmalpflege. Das BLDAM widmete sich dem Thema mit einem umfangreichen Erfassungsprojekt, das in den kommenden Jahren weitergeführt wird.

In dieser Folge der DENKMALZEIT spricht die Dezernatsleiterin Inventarisation des BLDAM, Dr. Christine Onnen, mit dem Kunsthistoriker Rainer Krauß. Rainer Krauß studierte Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er war nach dem Studium zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Kunstsammlungen Weimar, von 1981 bis 1986 Mitarbeiter am Institut für baugebundene Kunst „Mon Bijou“ der Kunsthochschule Berlin Weißensee und danach Direktor der Kunstsammlungen Weimar.

Willi Sitte, Relief „Geschichte der Arbeiterbewegung“, 1965, Cottbus, Berliner Platz 1, Foto D. Möller, BLDAM

Im Institut für baubezogene Kunst hatte Krauß die Möglichkeit, sich mit den Künstlern während ihres Schaffensprozesses auszutauschen und die Entstehung der Kunstwerke direkt mitzuerleben.

Besonders großflächige baubezogene Kunst entstand im Entwurf, in der Regel im Maßstab 1:10, und wurde von darauf spezialisierten Künstlern oder auch Kunsthandwerkern am Bau umgesetzt. Die entwerfenden Künstler waren in den Umsetzungsprozess insofern eingebunden, dass sie jeweils überwachten, ob die Kunstwerke in ihrem Sinne umgesetzt wurden.

Signatur Walter Womackas auf dem Wandmosaik im Treppenhaus des Rathauses im Wohnkomplex II in Eisenhüttenstadt. Foto: H. G. Hiller von Gaertringen

Rainer Krauß lernte im Institut zahlreiche bedeutende Künstler, wie Walter Womacka, den Rektor der Kunsthochschule Weißensee und Leiter des Instituts, aber auch Heinrich Tessmer, Dieter Gantz, Arno Mohr und andere kennen.

Über seine Zeit im Institut für baubezogene Kunst, die Zusammenarbeit mit den Künstlern und die sich im Laufe der Jahre ändernde politische Einflussnahme auf die Kunstproduktion berichtet Rainer Krauß in diesem Gespräch.

Links zum Thema

Walter Womacka beim Goethe-Institut

Walter Womacka

Walter Womacka beim Art-Center Berlin

Wanderausstellung 70 Jahre Kunst am Bau

061 Backstage im Denkmalfachamt

„Haus 2“ des BLDAM in Wünsdorf. Foto: BLDAM

Rauschende Kaffeemaschinen, rauchende Köpfe und regionales Kulturerbe – es ist Montag im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege. Zum Jahresende präsentieren wir dieses Mal unsere Kolleg*innen, die Menschen hinter den Denkmalen und ihre Denkmalgeschichten. Was begeistert die Mitarbeiter*innen des BLDAM an der Arbeit mit Denkmalen, welche sind ihre Lieblingsobjekte und was wünschen sie sich für die Zukunft? Wir haben uns auf Spurensuche begeben, von der Archäologischen Denkmalpflege über die Verwaltung, IT, bis zur Bau- und Kunstdenkmalpflege und dem Archäologischen Landesmuseum.

Zwischen den Häusern in Wünsdorf. Foto: BLDAM

Die Gespräche führte Anne-Marie Graatz, Pressesprecherin am BLDAM. Gesprächspartner*innen sind die Mitarbeiter*innen des BLDAM.

Das Büro des Landeskonservators. Foto: BLDAM

Lieblingsdenkmale in Brandenburg:

Kloster Chorin, Landkreis Barnim

Das Archäologische Landesmuseum in Brandenburg an der Havel, ehemaliges Paulikloster

Hügelgräberfeld „Schweinert“, Landkreis Elbe-Elster

Burgwall Lossow, Frankfurt (Oder)

Die Stadt Nauen, Landkreis Havelland

Burgberg von Lebus, Landkreis Märkisch-Oderland

Die Parklandschaft in Rheinsberg, Landkreis Ostprignitz-Ruppin

Stadtwüstung Freyenstein, Landkreis Ostprignitz-Ruppin

Der Einsteinturm in Potsdam

Das „Königsgrab“ von Seddin, Landkreis Prignitz

Ehemalige Kasernen in Wünsdorf, Landkreis Teltow-Fläming

Kirche in Nonnendorf, Landkreis Teltow-Fläming

Stadt Luckenwalde, moderne Bauten der 1920er-Jahre, Landkreis Teltow-Fläming

Burgturm Stolpe, Landkreis Uckermark

Das älteste Gräberfeld Deutschlands bei Groß Fredenwalde, Landkreis Uckermark

Ich liebe sie alle

Lieblingsdenkmale weltweit:

Göbekli Tepe, Fundplatz aus dem frühen Neolithikum (Jungsteinzeit), Türkei

Pyramiden von Gizeh, Ägypten

060 Vom Sondeln und von schmutzigen Händen

Der Lehrgang für ehrenamtliche Archäolog*innen in Brandenburg

Drohnenaufnahme der Ausbildungs-Grabungsfläche. Foto: Paul-Philipp Pürst

Prüfung bestanden! Endlich können sie sich ganz offiziell die „Hände schmutzig machen“. 64 neue ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger*innen hat das Land Brandenburg. Am vergangenen Freitag haben die letzten Teilnehmenden des zweiten Formats des Lehrgangs für ehrenamtliche Beauftragte der archäologischen Denkmalpflege im Land Brandenburg ihre Prüfung bestanden und sind nun vom Land berufene „ehrenamtlich Beauftragte der archäologischen Denkmalpflege“. Wir haben diesen Anlass genutzt und den Lehrgang des ersten Formats bei ihrer zweiten Geländeübung im Oktober begleitet.

Ehrenamtliche Archäolog*innen unterstützen schon seit Jahrzehnten die Brandenburger Bodendenkmalpflege beim Entdecken von neuen Fundstellen und sind eine wichtige Säule für die archäologische Erforschung des Landes. Seit 2010 gibt es den Lehrgang, der sehr beliebt ist und pro Jahrgang 35 Teilnehmende hat. Aktuell gibt es im Land Brandenburg 250 aktive Bodendenkmalpfleger*innen. Es bestehen derzeit zwei Formate des Lehrgangs: Eines über mehrere Samstage im Jahr verteilt und das andere zwei Wochen im Block unter der Woche. Sie sind inhaltlich und hinsichtlich des Zeitaufwandes identisch. Die Inhalte des Lehrgangs reichen von den Strukturen der Landesarchäologie über die Steinzeiten (Paläo, Meso- und Neolithikum), das Mittelalter bis zur Neuzeit. Man lernt das Archäologische Landesmuseum in Brandenburg an der Havel kennen, absolviert Ausgrabungen im Gelände und lernt Funde zu erkennen, zu dokumentieren und zu melden.

Die erste Schicht ist abgetragen. Foto: Anne-Marie Graatz, BLDAM

„Sie sollen den archäologischen Prozess verstehen damit sie mehr können als ‚nur‘ mit der Sonde zu gehen und zum Beispiel auch Keramikscherben erkennen können, ist das jetzt Neuzeit, Mittelalter oder Jungsteinzeit“, beschreibt Lukas Goldmann, Referent für Ehrenamt am BLDAM, das Ziel des Lehrgangs. Teilnahmevoraussetzungen gibt es außer der Volljährigkeit keine, jede und jeder kann anfragen. Wer Interesse am Lehrgang hat, kann sich bei Lukas Goldmann melden.

Die Gespräche führte Anne-Marie Graatz, Pressesprecherin am BLDAM. Gesprächspartner*innen sind Lukas Goldmann (BLDAM), Dr. Stefan Pratsch, Kreisarchäologe des Landkreises Teltow-Fläming, und zahlreiche ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger*innen.

Erfolg! Foto: Anne-Marie Graatz, BLDAM

Kleines Lexikon:

Neolithikum, Jungsteinzeit: ca. 5500-2200 v. Chr.

Mesolithikum, Mittelsteinzeit: ca. 9000-5500 v. Chr.

Silex: Feuerstein

Sondeln: mit der Sonde (Metalldetektor) gehen

Kontakt Ansprechpartner:

Lukas Goldmann M.A., Referent Ehrenamt

Tel.: 033702 211-1511

E-Mail: lukas.goldmann@bldam.brandenburg.de

059 Willst Du abkratzen?

Auf Ausgrabung mit dem Referat Großvorhaben

Die Grabungsfläche in Neurosow (UM). Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Vom Scherbenjackpot bis zum Abkratzen: Ausgraben kann alles sein – kalt, überraschend, matschig, und humorvoll, nur eines nicht: langweilig. Wir waren mit dem Referat Großvorhaben auf Ausgrabung in Neurosow, in der Uckermark, und haben die Archäolog*innen, Grabungstechniker*innen, Vermesser*innen und Arbeiter*innen bei ihrer Arbeit beobachtet, standen mit ihnen im Regen und kratzten uns gemeinsam Schicht für Schicht durch die lehmige Erde.

Wie sieht das Leben einer Archäologin aus? Was ist der Unterschied zwischen Funden und Befunden? Was ist eine Blockbergung? Warum gräbt man aus und wie geht man dabei vor? Das zehnköpfige Grabungsteam, welches sich langsam aber sicher „Spezialeinheit der LBK“ (Linienbandkeramik) nennen könnte, gräbt seit Mitte April in dem kleinen Ort nahe der polnischen Grenze aus. Der Fundplatz hat aufgrund der gefundenen Linienbandkeramik besondere Bedeutung. Das Besondere an der LBK in der Uckermark ist, dass sie hier nicht so oft vorkommt.

Die Archäologin Claudia Hartung bei der Dokumentation von Befunden.
Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Insgesamt wurden drei verschiedene Zeitschichten entdeckt: Die Linienbandkeramik, die Eisenzeit und die Slawenzeit, also von 5600 v. Chr. bis ca. 600 n. Chr. Mehrere Grubenkomplexe und mindestens zwei Häuser wurden ausgegraben, was für einen Siedlungsplatz spricht. Woher die Menschen der Linienbandkeramik kamen, wie man auch bei Minusgraden ausgräbt und welches Tier, den Grabungsfortschritt regelmäßig kontrolliert, erfahrt ihr in dieser Podcastfolge.

Die Gespräche führte Anne-Marie Graatz, Pressesprecherin am BLDAM. Gesprächspartner:innen sind die Archäologin Claudia Hartung, der Archäologe Dr. Ralf Lehmphul und die Restauratorin Anna Gürschner-Vidart.

058 Von Neandertaler KI bis zu dreiundvierzig Arten Feuer zu machen

Das Ergebnis der Neandertaler KI. Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Singende Steine, Speerschleudern und Steinzeitmenschen: Wer vor zwei Wochen am Samstag und Sonntag am Archäologischen Landesmuseum in Brandenburg an der Havel vorbeilief, kam aus den Steinen und Staunen nicht mehr raus. Menschen in Fell und Leder gekleidet, führten steinzeitliches Leben vor, große Steine wurden mit reiner Muskelkraft bewegt und Feuersteine machten nicht nur Feuer, sondern auch Musik. Es war Archäotechnica-Zeit. Dieses Jahr drehte sich alles um die Steinzeiten in Europa: Vom steinzeitlichen Konzert, über die spannendsten Steinzeitfunde in Brandenburg, die Neandertaler KI bis zum Urgestein der experimentellen Archäologie, Harm Paulsen, und einer megalithischen Vorführung.

Steinzeitkonzert im Friedgarten. Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Zahlreiche internationale Akteur*innen und Wissenschaftler*innen wurden eingeladen, um uns das Leben in der europäischen Alt-, Mittel- und Jungsteinzeit näherzubringen. Die Archäotechnica fördert ein tieferes Verständnis für die Entwicklung vom ersten Steinwerkzeug zur heutigen hoch technologisierten Gesellschaft.

Megalithische Vorführung. Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Sie präsentiert jährlich an zwei Veranstaltungstagen einzelne Facetten handwerklicher und technischer Methoden, erläutert aber auch komplexe kulturhistorische Zusammenhänge. Die nächste Archäotechnica findet im Jahr 2025 statt, ein Thema steht noch nicht fest.

Die Gespräche führte Anne-Marie Graatz, Pressesprecherin am BLDAM.

Weiterführende Links

Urgeschichte

Neanderthal Museum

Neandertaler KI – Blog

057 Eiszeitsafari und Steinzeitmusik

Das Mammut. Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Neugierige Gesichter, große Augen und ganz viel Kinderlachen: Es ist Safari-Zeit im Archäologischen Landesmuseum Brandenburg an der Havel! Gemeinsam mit Brandenburger Hortkindern haben wir uns von Fatima Wollgast, der zuständigen Kollegin für Vermittlung und Museumspädagogik, durch die neue Sonderausstellung, Eiszeit-Safari, führen lassen. In dieser Ausstellung blicken wir in das Zeitfenster vor ca. 30 000 bis 15 000 Jahren, als noch Mammutherden und Wollhaarnashörner durch Mitteleuropa streiften, Höhlenlöwen zu den gefährlichsten Raubtieren gehörten und Riesenhirsche mit ihrem Geweih selbst Wölfe beeindruckten. Mehr als 60 lebensechte Tierrekonstruktionen, Skelette und Präparate veranschaulichen die eiszeitliche Natur. Nicht fehlen darf auch der Blick auf das Alltagsleben der Menschen jener Epoche.

Löwen waren die gefährlichsten Raubtiere der Eiszeit. Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Nachbauten originaler Funde und zahlreiche weitere Exponate vermitteln einen Eindruck vom Leben unserer Vorfahren. So werden beispielsweise Aspekte der Jagd, Ernährung und Bekleidung sowie zeittypische Behausungen anschaulich dargestellt. Kurze Dokumentarfilme geben zudem vertiefende Einblicke in altsteinzeitliche Kulturen und ihre Umwelt. Ein abwechslungsreiches Programm begleitet die Sonderausstellung. Passend zur Eiszeitsafari beschäftigt sich die diesjährige Archäotechnica mit den Steinzeiten in Europa.

Die Ausstellung zeigt nicht nur die Tiere der Eiszeit, sondern auch die Menschen und ihre Ausstattung. Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Die ARCHÄOTECHNICA fördert ein tieferes Verständnis für die Entwicklung vom ersten Steinwerkzeug zur heutigen hoch technologisierten Gesellschaft. Sie präsentiert jährlich an zwei Veranstaltungstagen einzelne Facetten handwerklicher und technischer Methoden, erläutert aber auch komplexe kulturhistorische Zusammenhänge. Vom Auftauchen erster Hominiden bis zum sesshaften bäuerlichen Dasein: Die Steinzeit ist eine Epoche der Superlative. Grund genug, diesem Abschnitt der Menschheitsgeschichte eine eigene ARCHÄOTECHNICA zu widmen. Daher wurden internationale Akteur:innen und Wissenschaftler:innen eingeladen, die uns das Leben in der europäischen Alt-, Mittel- und Jungsteinzeit näherbringen.

Vorgeführt werden unter anderem die Verarbeitung von Pflanzenfasern, Tierhäuten und Feuerstein, die Herstellung von Keramik und frühen Metallobjekten sowie der Bau von Megalithgräbern. Höhlenmalereien, üppige Frauenstatuetten und frühe Musikinstrumente beleuchten die künstlerische Seite unserer Vorfahren. Uns begegnen nicht nur leibhaftige Neandertaler, Rentierjäger und Ötzi, sondern auch steinzeitliche Funde aus dem Land Brandenburg sowie Relikte der letzten Eiszeit. Mitmach-Aktionen für Kinder, ein spannendes Tagesprogramm und die traditionelle Modenschau runden die Veranstaltung ab. Auch für das leibliche Wohl ist natürlich gesorgt.

Die Gespräche führte Anne-Marie Graatz, Pressesprecherin am BLDAM.

Eiszeitsafari:

Vom 01.06.2024 bis 23.02.2025

Öffnungszeiten: Di bis So 10-17 Uhr, Mo geschlossen
Eintritt: Erwachsene 5 €
Ermäßigt 3,50 €
Familien 10 €
Kinder unter 10 Jahren frei
Gruppen ab 10 Personen 3 € pro Person

Die Eiszeitsafari auf der Website des Archäologischen Landesmuseums

Archäotechnica:

Termin: 10. und 11.08.2024

Öffnungszeiten: An beiden Tagen 10 bis 17 Uhr
Eintritt: Erwachsene 5 €
Ermäßigt 3,50 €
Familien 10 €
Kinder unter 10 Jahren frei
Gruppen ab 10 Personen 3 € pro Person

Website des Archäologischen Landesmuseums

056 Ein Turm für Einstein

Ein gestrandetes U-Boot, ein Schiff oder ein zauberhaftes Bauwerk, welches sich aus der Erde erhebt? Der Einsteinturm auf dem Potsdamer Telegrafenberg, der als Pionierwerk der Weltarchitektur gilt, lädt auch fast einhundert Jahre nach seiner Errichtung zum architektonischen Träumen ein. Geschwungene, organische Formen, die dem inneren Kern – dem Sonnenteleskop – folgen, sind sein Markenzeichen.

Das „gestrandete U-Boot“ auf dem Telegrafenberg in Potsdam. Foto: BLDAM

Am 26. September 2023 wurde der Einsteinturm nach fast einem Jahr Sanierung feierlich wiedereröffnet. Das Frühwerk des Architekten Erich Mendelsohn (1887-1953), das ab 1920 errichtet worden war, hatte schon bald nach seiner Fertigstellung erste Schäden gezeigt und musste immer wieder saniert werden. Der 20 Meter hohe Turm war bis zum Zweiten Weltkrieg das wissenschaftlich bedeutendste Sonnenteleskop in Europa. Er dient bis heute als Observatorium zur Untersuchung des Sonnenlichts, wobei anfangs der experimentelle Nachweis von Albert Einsteins Relativitätstheorie das Hauptziel war.

Der Zugang zum Einsteinturm. Foto: BLDAM

Die Schäden am Einsteinturm kamen schleichend und hatten in der Verwendung von damals noch neuen Materialien ihre Ursache, wie dem Eisenbeton (Stahlbeton). Während man zunächst nur oberflächliche Verfärbungen und einige Abplatzungen am Putz sah, offenbarten detaillierte Untersuchungen der Bausubstanz die eigentlichen Probleme. Die Dächer waren undicht, Holzkonstruktionen durch Feuchtigkeit beschädigt und Schadstoffe aus früheren Baumaterialien beeinträchtigten die Nutzung der Räume. Sehr hilfreich waren die gründlichen Voruntersuchungen und Dokumentationen der letzten Sanierung vor über 20 Jahren. Diese sind bei denkmalgeschützten Objekten üblich und unterstützen bei der Entwicklung von Sanierungsstrategien.

Das Sonnenteleskop …

Auch in Zukunft wird das Gebäude regelmäßig Schäden aufweisen, wie es bei jedem Bauwerk der Fall ist. Daher wird eine kontinuierliche Beobachtung des Bauzustandes notwendig bleiben. Weitere Werke des Architekten Erich Mendelsohn sind zum Beispiel die Hutfabrik in Luckenwalde (Hutfabrik Friedrich Steinberg, Herrmann & Co) oder das Mosse-Verlagshaus in Berlin.

… und ein Raum im Inneren des Turms. Fotos: BLDAM

Im Gespräch mit Haiko Türk, Dezernatsleiter Praktische Denkmalpflege des BLDAM, lernen wir die architektonischen und wissenschaftlichen Besonderheiten des Einsteinturms kennen, entdecken den Stil des Architekten Erich Mendelsohn, und erfahren Details der erfolgreichen Sanierung des Bauwerks. Das Gespräch führte Anne-Marie Graatz, Pressesprecherin am BLDAM.

Transkript der Folge zum Nachlesen

Weiterführende Links

Informationen zum Einsteinturm

Informationen der Wüsentrot-Stiftung

Digitale Tour durch den Einsteinturm

Zur Rotverschiebung von Spektrallinien im Schwerefeld der Sonne