062 Baugebundene Kunst der DDR – Gespräch mit Rainer Krauß

Wandmosaik von Walter Womacka im Treppenhaus des Rathauses im Wohnkomplex II in Eisenhüttenstadt. Foto: H. G. Hiller von Gaertringen

Baugebundene Kunst der DDR rückt, wie viele Themen der jüngeren Kunst- und Architekturgeschichte, in den letzten Jahre verstärkt ins Interesse der Denkmalpflege. Das BLDAM widmete sich dem Thema mit einem umfangreichen Erfassungsprojekt, das in den kommenden Jahren weitergeführt wird.

In dieser Folge der DENKMALZEIT spricht die Dezernatsleiterin Inventarisation des BLDAM, Dr. Christine Onnen, mit dem Kunsthistoriker Rainer Krauß. Rainer Krauß studierte Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er war nach dem Studium zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Kunstsammlungen Weimar, von 1981 bis 1986 Mitarbeiter am Institut für baugebundene Kunst „Mon Bijou“ der Kunsthochschule Berlin Weißensee und danach Direktor der Kunstsammlungen Weimar.

Willi Sitte, Relief „Geschichte der Arbeiterbewegung“, 1965, Cottbus, Berliner Platz 1, Foto D. Möller, BLDAM

Im Institut für baubezogene Kunst hatte Krauß die Möglichkeit, sich mit den Künstlern während ihres Schaffensprozesses auszutauschen und die Entstehung der Kunstwerke direkt mitzuerleben.

Besonders großflächige baubezogene Kunst entstand im Entwurf, in der Regel im Maßstab 1:10, und wurde von darauf spezialisierten Künstlern oder auch Kunsthandwerkern am Bau umgesetzt. Die entwerfenden Künstler waren in den Umsetzungsprozess insofern eingebunden, dass sie jeweils überwachten, ob die Kunstwerke in ihrem Sinne umgesetzt wurden.

Signatur Walter Womackas auf dem Wandmosaik im Treppenhaus des Rathauses im Wohnkomplex II in Eisenhüttenstadt. Foto: H. G. Hiller von Gaertringen

Rainer Krauß lernte im Institut zahlreiche bedeutende Künstler, wie Walter Womacka, den Rektor der Kunsthochschule Weißensee und Leiter des Instituts, aber auch Heinrich Tessmer, Dieter Gantz, Arno Mohr und andere kennen.

Über seine Zeit im Institut für baubezogene Kunst, die Zusammenarbeit mit den Künstlern und die sich im Laufe der Jahre ändernde politische Einflussnahme auf die Kunstproduktion berichtet Rainer Krauß in diesem Gespräch.

Links zum Thema

Walter Womacka beim Goethe-Institut

Walter Womacka

Walter Womacka beim Art-Center Berlin

Wanderausstellung 70 Jahre Kunst am Bau

045 Mosaike, Wandbilder, Skulpturen – baubezogene Kunst und Denkmalpflege

Frankfurt (Oder), Wandbild „Frankfurt gestern – heute“, Thomas Grzimek, 1981. Foto: Dirk Schermer, BLDAM

Mosaike, Wandbilder, Skulpturen, Brunnen, Platzanlagen – das alles kann baubezogene Kunst sein. Sie gehörte in der ehemaligen DDR zu jedem Bauvorhaben, insbesondere bei Kultur- und Wissenschaftsbauten und öffentlichen Einrichtungen. Im sozialistischen Städtebau war die Kunst integraler Bestandteil bei der Gestaltung öffentlicher Räume.

In der ehemaligen DDR gibt es daher auch noch einiges davon zu entdecken. Der Bestand ist jedoch bisher kaum wissenschaftlich erfasst und aufgearbeitet. Durch anstehende Sanierungen, Abrisse und Umbau der Städte ist vieles bedroht. Einiges ist auch schon verloren.

Cottbus, Wandbild „Bauarbeiter“, Walter Heinrich, 1977. Foto: Dirk Schermer, BLDAM

Seit über zwei Jahren laufen am Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum (BLDAM) Projekte, die baubezogene Kunst in der DDR systematisch und flächendeckend in einzelnen Städten erfassen. 2021 machte ein Pilotprojekt in Schwedt(Oder) den Anfang. Bis Ende 2022 wurde die baubezogene Kunst in Frankfurt(Oder) und Cottbus erfasst – finanziert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Ebenfalls in 2022 erfasst wurde die baubezogene Kunst in Eisenhüttenstadt. Im laufenden Jahr 2023 geht es in der Landeshauptstadt Potsdam weiter.

Cottbus, Wandbild „Bauarbeiter“, Walter Heinrich, 1977. Foto: Dirk Schermer, BLDAM

Wie kam es zu der Auswahl dieser Städte? Was macht sie lohnenswert für eine solche Erfassung? Wonach genau wird dabei geschaut? Und was können uns die Kunstwerke heute über die Geschichte der DDR erzählen?

Darüber unterhält sich Julia Gerber, Pressesprecherin am BLDAM, mit Dr. Christine Onnen, Dezernatsleiterin der Inventarisation und Dokumentation am BLDAM, in dieser Folge der DENKMALZEIT.

Cottbus, Sockelrelief „Geschichte der Arbeiterbewegung im Bezirk Cottbus“, Rudolf Sitte, 1969. Foto: Dirk Schermer, BLDAM

018 DDR-Grenzwachtürme

Der Grenzwachturm an der Elbe bei Cumlosen (PR) entstand Ende der 1970er Jahre. Fotos: M. Metzler, BLDAM

Vor 60 Jahren, am 13. August 1961, wurde die Grenze zwischen der DDR und West-Berlin militärisch abgeriegelt. In der Folgezeit errichteten die DDR-Grenztruppen umfangreiche Grenzsicherungsanlagen, die als Berliner Mauer nicht nur Berlin teilten, sondern ebenso den westlichen Teil der Stadt von seinem Umland abschnitten. Mit der Öffnung der Mauer am 9. November 1989 verlor sie ihre Funktion. In der Folgezeit wurden die Grenzsicherungsanlagen bis auf wenige Reste beseitigt. Einzelne Mauerreste und insgesamt sieben Grenzwachtürme sind in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragen. Dr. Matthias Metzler, Leiter des Referates Inventarisation im BLDAM erzählt, seit wann sich die Denkmalpflege mit diesen Objekten beschäftigt und warum es wichtig ist, diese „unbequemen“ Denkmale zu erhalten.