Das Kloster Chorin feiert in den Jahren 2022 und 2023 das 750. Jubiläum seiner Gründung. Nach der Säkularisation im 16. Jahrhundert diente es u.a. als Domäne und landwirtschaftlicher Betrieb – man hielt Pferde in der Kirche und züchtete in den Klostergebäuden Schweine.
Der preußische Architekt und Leiter der Oberbaudeputation des Staates Preußen, Karl Friedrich Schinkel (1782-1841), entdeckte das Kloster als besonderes Bauwerk und forderte seine Erhaltung. Letztendlich war er damit erfolgreich, erste Sanierungsarbeiten wurden vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. finanziert. Die Beschäftigung mit dem Kloster Chorin kann als Initialzündung für die preußische Denkmalpflege gelten.
Heute wird das Kloster als Museum seiner selbst genutzt. Eine umfangreiche Dauerausstellung informiert über die Gründungsgeschichte, das spirituelle Leben der Mönche und die Bedeutung des Klosters für die Denkmalpflege seit Schinkels Wirken.
Chorin ist aber kein lebloser Ort. Neben den vielen interessierten Besuchern, die dort neben einem beeindruckenden Ort und historischen Informationen auch ein Café und ein nahegelegenes Restaurant genießen können, wird das Kloster von Heiratswilligen aufgesucht. In der ehemaligen Sakristei befindet sich heute das Standesamt, wo sich Menschen unter einem wunderbaren mittelalterlichen Gewölbe trauen lassen können. Die Kapelle ist der Ort für kirchliche Trauungen sowie Andachten, Gottesdienste und Kammerkonzerte. In der Klosterkirche finden ebenfalls Konzerte statt.
Seit den 1990er wurde das gesamte Kloster saniert und gesichert, um es für künftige Generationen erhalten, die Klostergebäude erlebbar machen und die Ausstellungen einbauen zu können. Parallel forschten Historiker*innen zum Kloster, hier ist besonders der Chorin-Verein zu nennen.
Die Sanierungsarbeiten waren immer von archäologischen Untersuchungen begleitet, die zu den verschiedensten Phasen und Aspekten der Klostergeschichte wichtige Beiträge lieferten. So konnte eine in diesem Umfang nicht erwartete Vorgängerbebauung nachgewiesen werden: Unter dem Kloster liegen die Reste eines Dorfes, einer Dorfkirche und einer Burg. Die außerhalb liegende Klostermühle wurde untersucht, genau wie die Mühlgräben, in der Klosterkirche stieß man auf die bereits im 19. Jahrhundert nachgewiesenen Grablegen der askanischen Markgrafen. Viele weitere archäologische Befunde aus allen Bereichen des Klosters runden unsere Kenntnis der Klostergeschichte ab.
Zuletzt konnte 2018 bei Wegebauarbeiten östliche der Klosterkirche ein ganz besonderes Bauwerk nachgewiesen werden. Zur Burg gehörte offenbar ein riesiger Rundturm von etwa 18m Durchmesser. Allerdings hatten die Mönche den Bau zur Errichtung der Klosterkirche bis auf wenige Reste abgetragen, es blieb eine große, runde Ausbruchsgrube. Mittlerweile gab es weitere archäologische und geophysikalische Untersuchungen am Platz des ehemaligen Turms. Eine weitere Ausgrabung ist geplant.
Mit seinen Dimensionen entspricht der Turm dem Durchmesser des Burgturms von Stolpe, einem der größten Burgtürme Norddeutschlands. Er gehört zu einer Gruppe von Bauwerken, die in ganz Europa vom Hochadel errichtet wurde, von Irland bis Polen und Frankreich bis Dänemark. Chorin hat damit mit dem Kloster nicht nur ein Denkmal von mindestens nationaler Bedeutung, sondern birgt auch die Reste einer vor der Klostergründung sehr bedeutenden Burganlage der askanischen Markgrafen von Brandenburg.
Über alle diese Themen unterhalten sich in der Podcast-Folge Dr. Franziska Siedler, die Leiterin des Eigenbetriebs Kloster Chorin, Blandine Wittkopp, die seit etwa 25 Jahren alle Sanierungsarbeiten in Chorin archäologische begleitet und Dr. Christof Krauskopf.
Weitere Informationen und Links:
Im September 2023 veranstaltet der Eigenbetrieb Kloster Chorin gemeinsam mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege anlässlich des Jubiläums die Tagung Klostergründungen, Bauplätze und Gründungsklöster bei den Zisterziensern. Tickets können über die Website des Klosters gebucht werden.
Die sprechenden Steine des Klosters Chorin
Kloster Chorin 3D – App für mobile Endgeräte
Sprecher der Zitate: Thomas Drachenberg